"Mit diesen paar Litern Wasser geht das Wachstum auf unseren Wiesen, Weiden und Kulturen natürlich nicht wieder los. Das wir noch ein bisschen länger dauern", sagt Marc Schröder vom Bauernbund.
Schon jetzt sind die Auswirkungen der Trockenperiode zu spüren - zwar unterschiedlich stark je nach Region und Betrieb, doch überall gibt es schon Probleme mit dem Futtervorrat. Obwohl der Start im Frühjahr vielversprechend war. "Wir hatten einen sehr frühen Start mit ein, zwei guten Schnitten. Dann kam aber die Trockenheit, die dazu geführt hat, dass die meisten Betriebe einen Schnitt verloren haben. Die Betriebe, die nur einen Heuschnitt machen, waren dann verhältnismäßig spät. Sie haben zwar einen Heuschnitt, aber danach ist gar nichts mehr gekommen. Sie haben jetzt Verluste. Viele Betriebe haben das Vieh von den Weiden holen müssen, haben es aufgestallt und brauchen jetzt ihre Vorräte, die für den nächsten Winter gedacht waren, um ihre Tiere zu ernähren", erklärt Schröder.
Das Problem: Es wächst im Moment nichts nach, um die Futtervorräte für den Winter wieder aufzufüllen. Die Situation ist zum Teil dramatisch, und die Landwirte sind sehr beunruhigt. "Das ist keine Situation, die sich auf Ostbelgien beschränkt. In anderen Gegenden ist es noch schlimmer als bei uns. Wir haben in großen Teilen Europas eine Trockenheit - mit hohen Verlusten bei den Erträgen und beim Rauhfutter."
Schon jetzt sind Bauern dabei, Futter dazu zu kaufen, weil sie es jetzt brauchen oder im Hinblick auf den nächsten Winter. Die Preise für einige Futtermittel wie Stroh sind bereits im Anstieg, erklärt Marc Schröder. "Man sieht auch, dass Betriebe schon anfangen, Tiere zu verkaufen, um Futter zu sparen. Tiere, die sehr produktiv sind, werden abgestoßen und gehen zum Schlachter. Das ist eine europaweite Tendenz. Die Preise für Schlachtvieh haben schon einen Knick bekommen und gehen noch weiter nach unten", befürchtet Schröder.

Teures Futter oder eventuell gar kein Futter - das hat auch Auswirkungen auf die finanzielle Situation der Betriebe. "Wenn sie Kühe verkaufen müssen, weil sie kein Futter haben, dann ist ihr Einkommen auch in den nächsten Monaten sehr stark eingeschränkt. Das Geld was sie für die Kuh kriegen, haben sie. Aber sie verlieren natürlich den Ertrag von Milch und Fleisch in den Monaten danach. Das macht der Landwirt also nur in allerletzter Konsequenz, wenn es schon sehr dramatisch ist", weiß Schröder.
Ähnlich dramatisch wie im Sommer 1976 reihen sich die Folgen der Trockenheit im Dominoeffekt aneinander - vielleicht sogar noch dramatischer, meint Marc Schröder. "Dadurch dass die Erträge beim Getreide schlechter werden, werden auch die Kraftfutterpreise steigen. Und weil die Margen in den letzten Jahren eher kleiner geworden sind, ist der Spielraum für die Landwirte inzwischen so gering, dass die Situation kritischer ist als 1976."
Angesichts der dramatischen Lage soll der Katastrophenschutzfonds für die Landwirtschaft greifen. Bei einem Ernteverlust von mehr als 30 Prozent im Jahr wird er aktiv. Weil aber beim Grünland das Jahr noch nicht abgeschlossen ist, wird man erst im Herbst sagen können, wie groß der Verlust wirklich ist. "Wenn sie heute die Landwirte fragen, werden sie sagen: Wir haben 30 Prozent Verluste. Aber wenn wir einen sehr guten Herbst hätten, könnte es sein, dass ein Teil von dem Rückstand aufgefangen wird", sagt Schröder. "Es gibt aber auch Landwirte, deren Parzellen zu einem großen Teil verbrannt sind. Selbst wenn jetzt Regen kommt, dauert es, ehe sich das erholt hat und wieder produktiv wird."
Michaela Brück