Eine Schale mit Wasser auf dem Balkon oder im Garten - ein kleines Paradies für jeden Vogel in diesen Tagen. Und jeder, der das derzeit hinaus stellt, macht alles richtig, sagt Gerhard Reuter von Aves Ostkantone. "Es ist nicht nur das Trinkwasser. Vögel legen großen Wert auf Gefiederpflege. Zum einen durch ein Staubbad, das ist ja derzeit kein Problem. Aber auch durch ein Wasserbad zur Kühlung der Körpertemperatur. Wer so eine Schale aufgestellt hat, wird gemerkt haben, wie sehr die Tiere das beanspruchen."
Genau wie die Menschen meiden auch die Tiere ganz klar die Sonne, sagt er. Sie verbringen die frühen Nachmittagsstunden im Schatten. Vor allem die gleichwarmen Tiere (Vögel und Säugetiere) haben es im Moment besonders schwer.
"Als Vergleich können wir den Menschen nehmen. Wir haben auch eine konstante Körpertemperatur und halten diese. Das macht verschiedene Anpassungen notwendig, um mit der Hitze fertig zu werden", so Gerhard Reuter.
"An Wassermangel werden die Tiere hier noch nicht leiden, obwohl der Wasserstand in Flüssen und Bächen niedriger geworden ist und das Wasser langsamer fließt und sich aufheizt." Aber nicht nur die Temperatur des Wassers macht Fischen derzeit zu schaffen.
Je höher die Wassertemperatur, desto niedriger ist der Sauerstoffgehalt. "Es ist eine physikalisch-chemische Eigenschaft des Wassers. Je wärmer das Wasser, desto weniger kann sich der Sauerstoff im Wasser lösen. Alle Tiere sind sauerstoffbedürftig und schon einige Grad Unterschied machen es den Tieren schwieriger, genügend Sauerstoff zu bekommen."
Aber auch die Konsistenz des Wassers verändert sich - kein Problem für größere Tiere, aber für kleine Mikroorganismen und Einzeller. Das kann einen Einfluss auf das gesamte Ökosystem in Flüssen und Seen haben.
Vor allem die Forellen kämpfen mit den Temperaturen, so Gerhard Reuter. Schon wenige Grad wärmeres Wasser sind für sie bedrohlich. Der wallonische Umweltminister René Collin hat aus diesem Grund das Fischen in Fließgewässern bis auf Weiteres verboten. Mischgewässer sind von dem Verbot noch ausgenommen.
Von einem Fischsterben ist derzeit noch nicht die Rede. Der VoG Weservertrag sind in der letzten Zeit keine Fälle von toten Fischen durch die Hitze gemeldet worden.
Wer selber einen Teich zu Hause hat und seine Fische schützen möchte, sollte darauf achten, dass genügend Sauerstoff in den Teich geleitet wird, zum Beispiel über spezielle Pumpen, so Reuter. Aber auch die Zufuhr von frischem Wasser kann seinen Angaben nach schon viel bewirken.
Lena Orban