"Die Grasnarbe ist meine Passion", sagt Pierre Luxen, der bisherige Direktor von Agra Ost. Man hört und sieht ihm die Leidenschaft an. Beim Internationalen Grünlandtag in Libramont spricht der 66-Jährige begeistert über die komplexe Grünlandwirtschaft. "Ein Kulturanbau wie Mais zum Beispiel wird nur einmal im Jahr gesät und geerntet. Aber Grünland wird mehrmals pro Jahr gemäht und gedüngt. Das ist viel komplizierter, aber das macht das große Interesse dafür aus", sagt Luxen.
Ein Urgestein der wallonischen Landwirtschaft nennt ihn Regionalminister René Collin. Pierre Luxen ist zwar seit dem 1. Juli im Ruhestand. Aber er engagiert sich weiter und hat auch dieses Mal wieder Fachleute aus Belgien, Deutschland, Frankreich und Luxemburg zusammengebracht.
Schwerpunkt beim Internationalen Grünlandtag ist in diesem Jahr die Futterernte. Vor dem Hintergrund der anhaltenden Trockenheit bekommt das Thema ein besonderes Gewicht. "Der Landwirt kann zwar einen Plan haben, zum Beispiel für die Beweidung, das Mähen oder den Reserveanbau, aber er muss den klimatischen Bedingungen folgen. Und die Natur hat immer das letzte Wort", weiß Luxen.
So müssen sich die Bauern wohl auch auf längere Trockenperioden einstellen, so Pierre Luxen. Der ehemalige Leiter des Forschungs- und Beratungszentrums Agra Ost erklärt, wie man die Ernte durch die Auswahl von anderen Gräsersorten und - mischungen positiv beeinflussen kann. "Es gibt Möglichkeiten für die Zukunft. Wir müssen mehr in diese Richtung arbeiten, d.h. nicht nur englische Gräser säen, sondern auch andere Sorten. Dann haben die Grünflächen mehr Chancen und Widerstand. Es gibt eben immer mehr Trockenperioden im Sommer, früher hatten wir regelmäßig Regen. Aber jetzt ist das nicht mehr der Fall."
Seit mehr als 40 Jahren beschäftigt sich Pierre Luxen mit dem Thema Grünland. Er gehörte 1985 zu den drei Gründern von Agra Ost. Die Vereinigung zählt heute rund 400 Mitglieder - die meisten sind Landwirte. Das Ohr an der Basis zu haben, war dem Direktor Pierre Luxen immer wichtig.
Bei der Suche nach Lösungen hat Pierre Luxen immer über die Grenze geschaut. Über die Jahrzehnte hat er intensive Kontakte zu den Nachbarländern aufgebaut. Neben dem regelmäßigen Austausch gibt es einmal im Jahr ein Treffen auf dem Internationalen Grünlandtag. Man könne viel voneinander lernen, so Luxen. So seien die Deutschen zum Beispiel Spitzenreiter bei der Qualitätsbestimmung von Sillage mittels Temperaturmessung. Auch in der Bewirtschaftung gebe es Unterschiede. "In Rheinland-Pfalz zum Beispiel gibt es mehr Mahd und die Mehrheit der Kühe bleibt im Stall. Ganz anders in Frankreich, Luxemburg und Belgien: Hier gibt es mehr Beweidung."
Zu seiner Passion für das Grünland gehört auch die Artenvielfalt. Man könne beides nicht voneinander trennen, sagt Pierre Luxen. "Wir lassen viele Parzellen mit Spätmahd ohne Düngung und Kalkung und mit geringer Viehbesatzung. Dann haben wir auch viel Artenvielfalt und das ist bereichernd für unser Grünland", sagt Luxen.
Auch wenn Pierre Luxen schon seit dem 1. Juli in Rente ist: Es war nicht der letzte Internationale Grünlandtag unter seiner Federführung. Den nächsten in Ettelbrück hat er schon in Vorbereitung, und auch beim grenzüberschreitenden Projekt "Grünes Land Eifel Ardennen" will Pierre Luxen weiter mitmischen.
Michaela Brück