"Ich fühle mich eigentlich noch mittendrin", sagt Christine Baumann. "Im Augenblick läuft noch der Kinderferientreff. Danach müssen wir noch das Schuljahr organisieren und es kommt noch eine große Kunstausstellung." An Abschied ist also eigentlich noch nicht zu denken. Doch für Christine Baumann steht schon länger fest, dass sie nicht mehr kandidieren und Platz machen will für neue Leute. 17 Jahre war sie im St. Vither Stadtrat, davon zwölf Jahre als Schöffin.
Kurz nachdem sie mit ihrem Mann und den beiden Kindern aus Deutschland nach Neidingen gezogen war, begann die Ergo- und Kunsttherapeutin sich hier politisch zu engagieren. "Ich habe mich aufstellen lassen, weil Bürgermeister Christian Krings, damals noch erster Schöffe, mir damals versicherte, dass mich ganz viele aus dem Dorf vorgeschlagen haben", erinnert sich Baumann. "Wir waren gerade erst zwei Jahre in Neidingen und ich fand das toll, dass mir so viel Vertrauen entgegen gebracht wurde. Das wollte ich zurückgeben."
Für Christine Baumann war die politische Tätigkeit eine gute Möglichkeit, tiefer in ihre neue Heimat einzutauchen. "Ich konnte alle Strukturen richtig kennenlernen und lernen, wie Belgien funktioniert. Manchmal schüttele ich heute noch den Kopf. Aber ich glaube, das geht selbst Belgiern so", lacht Baumann.
Von Anfang an war Christine Baumann Schöffin für Kultur. In dem Bereich habe sich in St. Vith in den letzten Jahren einiges bewegt. Christine Baumann war aber auch für das Schulwesen zuständig. Eines war und ist ihr besonders wichtig: die kleinen Dorfschulen zu stärken. "Die Dorfschulen lagen mir immer sehr am Herzen. Ich denke, dass dort eine hervorragende und sehr moderne Pädagogik gemacht wird, zum Beispiel mit altersübergreifendem Lernen. In anderen Schulen wird künstlich ein Fach wie Verantwortung eingeführt. In Dorfschulen gibt es das automatisch. Das sind viele Aspekte, die ich sehr gut finde und erhaltenswert. Es sei denn, die Leute geben es selbst auf. Dann muss man auch nicht künstlich dran festhalten", findet Baumann.
Christine Baumann will sich aber nach ihrem Abschied aus dem St. Vither Stadtrat weiter politisch engagieren. Beispiel: Wohnraum für alle, wo sie lange im Vorstand war. "Das ist eine hervorragende Organisation mit beispielhaftem Charakter. Ich habe die Idee auch schon nach Deutschland vermarktet. Ich würde mich gerne noch weiter für soziale und ökologische Themen einsetzen. Ich freue mich, dass es eine Elterninitiative gibt, die gerne eine Waldkita aufbauen möchte. Auch da könnte ich mir vorstellen, mit Rat und Tat zur Seite zu stehen durch die Erfahrung, die ich bisher gemacht habe."
Michaela Brück