Willkommen in Libramont! Die größte belgische Landwirtschaftsmesse lädt wieder ein. Und ob man nun ein Fachbesucher der Land- oder Forstwirtschaft ist oder einfach nur die Messe mit der Familie besuchen möchte, die Foire agricole de Libramont bietet eine Menge an Angeboten zum Anschauen und Mitmachen.
Für die Branchenprofis ist es jedenfalls längst kein Geheimnis mehr, sondern eine Gewissheit: Libramont sei einmal im Jahr "the place to be", wie es ein Unternehmer formuliert. In Libramont sei "Networking" angesagt. So ehrlich wolle er sein. Hier treffe man einfach enorm viele Menschen. Und das lohne sich. Deshalb zeigen sich in Libramont auch nicht nur Landwirtschaftsminister. Letztes Jahr war hier zum Beispiel auch Arbeitsminister Kris Peeters ein Besucher.
Und die Messe möchte weiter über die Landesgrenzen hinaus an Strahlkraft gewinnen. Deshalb ist man bemüht, jedes Jahr neue Angebote zu schaffen. Auch diesmal steht die Leistungsschau unter einem Motto. Dieses Jahr ist es als Frage formuliert: Wer wird unsere Städte morgen ernähren? Eine berechtigte Frage. Man geht davon aus, dass bis 2030 60 Prozent der weltweiten Bevölkerung in den Städten leben werden. Und 2050 sollen es schon 75 Prozent sein.
Der wallonische Landwirtschaftsminister René Collin sagte am Donnerstag der RTBF, dass sich die Landwirtschaft im Süden des Landes dieser Herausforderung stellt. "Die wallonische Landwirtschaft ist ein Wettbewerber, um die Städte zu ernähren. Ganz einfach, weil unsere Landwirtschaft das schon immer getan hat. Sie bringt mehrere Vorteile mit, da es eine qualitativ hochwertige Landwirtschaft ist. Eine Landwirtschaft, die ihre Produkte immer häufiger lokal anbietet und zuweilen selbst den Weg in die Städte findet", sagt Collin.
Landwirtschaftsminister Collin kündigte am Donnerstag jedenfalls einen Plan an, der dem wallonischen Geflügelsektor im wahrsten Sinne des Wortes Flügel verleihen soll. Mit einem Budget von 3,2 Millionen Euro soll ein Zehnjahresplan mit einem jährlichen Wachstum von neun Prozent erzielt werden. Ganz einfach, weil die Nachfrage größer ist als das Produktionsangebot - besonders nach Bio-Produkten. Das bedeute, dass pro Jahr 40 neue Geflügelställe benötigt werden. Dabei wies der Minister auch darauf hin, dass die Wallonische Region Umweltgenehmigungen für industrielle Geflügelställe ablehnt.
Trotz der eigenen Bemühungen um eine gesunde und starke Landwirtschaft hänge auch viel von der zukünftigen Landwirtschaftspolitik der Europäischen Union ab. Und da zeigt sich der Minister sehr skeptisch. "Das fängt nicht gut an. Die Europäische Kommission schlägt ein unzureichendes Budget vor. Zudem fehlen regulierende Maßnahmen. Die Landwirte sind es satt, Prämien zu erhalten. Sie wollen einfach eine faire Vergütung für ihre Produkte."
Gesprächsstoff bietet die Landwirtschaftsmesse genug. Und da ist ja noch ein weiteres Thema. Die anhaltende Trockenheit. Minister Collin hat das Königliche Meteorologische Institut bereits kontaktiert. Er möchte feststellen lassen, wie außergewöhnlich die Trockenheit der vergangenen Wochen war. Das ist eine Voraussetzung, um die Dürre als landwirtschaftliche Katastrophe anzuerkennen.
Manuel Zimmermann