Ole Habermehl betreibt seit rund vier Jahren einen kleinen Fahrradladen in Raeren. Die Liebe zum Zweirad war immer da. Die Liebe zu einer Eifelerin hat den Gelsenkirchener nach Ostbelgien gebracht.
Im Geschäft hinter der Kasse hängt sein erstes eigenes Rennrad wie eine Trophäe an der Wand: Ein echtes Eddy-Merckx-Rennrad. Doch von zehn Fahrrädern, die Ole Habermehl zurzeit verkauft, sind sage und schreibe acht E-Bikes: "E-Bikes verkaufen sich sehr gut. Die Leute haben Spaß daran gefunden. Die E-Bikes werden immer schöner und vielseitiger. Auch da gibt es in allen Bereichen inzwischen Fahrräder mit Elektrounterstützung."
Mittlerweile gibt es auch Rennräder mit Elektromotorunterstützung. Doch da rümpft Ole Habermehl seine Nase: "Das brauchen wir nicht unbedingt. Rennrad fahren ist nun mal ein Sport, der auch ein Sport bleiben sollte. Aber wenn jemand ein Rennrad mit Motor haben will, dann kann er es kriegen."
Ole Habermehl ist spezialisiert auf Maßanfertigungen. Zusammen mit seinen Kunden baut er das Fahrrad zuerst am Computer zusammen. Von Bestellung bis Auslieferung vergehen locker drei bis vier Wochen.
Der Fortschritt hat auch seine Nachteile: "Also, auch die Zeiten, wo man selber an seinem Fahrrad schrauben kann, sind für die meisten Leute vorbei. Also es ist sehr komplex geworden. Man hat im Grunde Technik wie an Motorrädern. Entsprechend hat sich da viel getan."
Da die Wünsche der Kunden immer individueller werden, ist auch das Fahrradangebot immer fragmentierter geworden. Ole Habermehl verkauft auch immer häufiger E-Bike-Lastenfahrräder, die bis zu 100 Kilogramm hinzuladen können.
Als Fahrradhändler müsse man halt seine Nische suchen. Er versuche zwar möglichst viel anzubieten, aber es gebe auch Grenzen: "Das sind zum Beispiel BMX-Räder. Das war nie mein Sport. Das war auch nie meine Art, Fahrrad zu fahren. Da habe ich mich nie mit beschäftigt. Aber das ist auch so speziell. Das machen andere Kollegen."
Von den sogenannten E-Bike-Schnäppchen aus dem Supermarkt hält er nicht viel. Da kaufe man die Probleme gleich mit; "Für 799 Euro bekommt man das im Supermarkt. Aber man hat dann keinen Service. Und die Technik ist dann auch fragwürdig. Für eine gute, verlässliche Technik sollte man mindestens 2.700 Euro investieren. Da passt auch das Gesamtpaket."
Ole Habermehl fährt auch selber gerne und viel mit dem Fahrrad. Ostbelgien sei ein echtes MTB-Paradies. Doch auf den Straßen sehe er sich doch leider viel zu oft in Gefahr. In Belgien und in Deutschland sei der Autofahrer oft überfordert mit den Radfahrern. In den Niederlanden sei das Radvergnügen viel größer: Absolut! Da sind uns die Holländer nach wie vor um einiges Voraus. Die Holländer sind mit den Radfahrern groß geworden. Die Infrastruktur hat sich von Anfang an in Holland auch dem Radfahrer angepasst - anders als hier in Belgien, wo man jetzt hier und da versucht, auch dem Radfahrer einen Weg zu gönnen.
Also Autofahrer aufgepasst: Die Radfahrer sind im Kommen. Gerade jetzt im Sommer!
Dass E-Bikes in Europa populär geworden sind, weiß man auch längst in China. Der Europäische Fahrradherstellerverband hatte bei der Europäischen Kommission eine Klage gegen chinesische E-Bikes eingereicht, die zu Dumpingpreisen auf dem europäischen Markt verkauft werden. Die Klage fand Gehör. Seit dieser Woche gelten für chinesische E-Bikes hohe Importzölle von bis zu 83,6 Prozent.
Manuel Zimmermann
Guter Beitrag von Journalist sowie Händler, kurz und knapp erklärt.
Bei Ole kriegt man nicht nur eine Top-Qualität, sondern auch ein fachkundiges Beratungsgespräch, ein neutrales Urteil zu seiner "alten Gurke" und zusätzlich auch einen super leckeren Kaffee angeboten, den man sich nicht entgehen lassen sollte.