Die typischen Last-Minute-Angebote bestehen eigentlich gar nicht mehr, sagt Nathalie Oedekoven vom Reisebüro Check-in-Travel. Schon seit einigen Jahren setzten die Reiseveranstalter nicht mehr auf die Kurzentschlossenen.
Spontane Buchungen würden immer weniger, da die auch ihren Preis haben. "So viel Last-Minute gibt es gar nicht mehr. Die Preise steigen in der letzten Sekunde. Je voller die Maschinen werden, desto höher der Preis. Das ist mittlerweile fast wie an der Börse", erklärt Nathalie Oedekoven.
Zwischen dem belgischen und deutschen Markt gebe es allerdings auch Unterschiede. "Die belgischen Veranstalter haben mehr Kontingente, die sie los werden müssen, und haben dann auch dementsprechend Angebote. Die deutschen Veranstalter haben weniger Kontingente. Da wird in der Minute selber geprüft, was frei ist und wie die Flugpreise sind. Und dann werden Reisen à la Carte kreiert."
Auch Katrin Zeimers vom Reisebüro TSE bemerkt, dass der Last-Minute-Markt für die Reiseveranstalter scheinbar nicht mehr attraktiv ist. "Früher kamen regelmäßig Flyer oder Angebote zu Last-Minute-Reisen rein. Das haben wir heute kaum noch. Der ein oder andere Veranstalter schickt manchmal was. Es sind aber mehr die Hotels, die uns schreiben, dass sie noch Kontingente haben und Zimmer zu einem bestimmten Preis raus geben können."
Abstriche
Wer kurz vor knapp im Reisebüro buchen möchte, muss sich dann auch mit einer kleineren Auswahl an Hotels zufrieden geben, denn die Geheimtipps sind dann meistens schon ausgebucht. "Das sind dann auch eher Ziele wo Massentourismus herrscht, etwa in der Türkei, in Tunesien oder auf den Balearen. Bei den kleinen Geheimtipps gibt es eben nicht so viele Unterkünfte und die sind dann meistens auch schon alle weg."
Katrin Zeimers ist der Meinung, dass man immer noch etwas findet, man müsse nur Abstriche machen. "Man hat dann vielleicht nicht die Flugzeit, die man gerne hätte. Morgens hin, abends zurück - das will jeder. Derjenige, der früh bucht, hat Glück und kriegt das. Wenn das Flugzeug aber ausgebucht ist, ist vielleicht nur noch abends hin und morgens zurück möglich", erklärt Katrin Zeimers. "Man bekommt auch nicht mehr das tolle Hotel, das man sich ausgeguckt hat, und muss vielleicht einen Stern tiefer gehen. Man bekommt halt das, was übrig bleibt."
Webseiten, wie zum Beispiel Airbnb sind den Reisebüros ein Dorn im Auge. Privatpersonen, die Unterkünfte an Urlauber vermieten - das ginge an der gesamten Tourismus-Branche vorbei, so Nathalie Oedekoven. Trotz dieser Angebote, würden aber immer noch viele Urlauber auf die Hilfe im Reisebüro zurückgreifen.
Vorteile im Reisebüro
Einen Vorteil, den sie sieht: Im Reisebüro kann man sich auf Bewertungen verlassen. "Wir haben unsere Datenbänke, die auch gesichert sind. Man ist also sicher, dass da nicht Schindluder mit getrieben wird", sagt Nathalie Oedekoven. "Wir haben sichere Informationen und bekommen Feedback von unseren Kunden. Wir fahren auch selber durch die Welt, schauen uns Hotels an und wissen, was Sache ist."
In Urlaub fahren kann man auf viele Arten, ob mit dem Flugzeug, dem Auto oder dem Zug, doch auch Busreisen sind beliebt. Aber auch hier haben Last-Minute-Bucher eher Pech. Bei TSE setzt man nämlich auf die Frühbucher. "Wir können keine Last-Minute-Angebote machen, weil wir ja auch eine gewisse Anzahl Leute haben müssen, damit die Reise stattfinden kann", erklärt Katrin Zeimers. "Das ist schwierig im Busgeschäft."
Immer weniger Reisen gehen laut Nathalie Oedekoven in die USA. Deshalb könne man auch da kurzfristig noch gute Angebote rausschlagen. Sie sagt, man merke, dass die Berichterstattung über Trump einen großen Einfluss auf die Reiseplanung habe. Länder wie die Türkei oder Ägypten würden jedoch nach wie vor gut laufen.
Auch wenn die typischen Last-Minute-Angebote Geschichte sind - sich doch noch in der letzten Minute für einen Urlaub entscheiden, geht immer.
Lena Orban