Besonders für Landwirte ist dieses Wetter eine Bedrohung. Sie hoffen ganz besonders auf Regen. Landwirtin Natalie Locht, die in Kettenis einen Bauernhof betreibt, weiß, welche Konsequenzen dieses Wetter mit sich bringt. "Den Tieren ist viel zu heiß und sie haben viel mehr Fliegen um sich", erklärt sie. "Die Tiere trinken auch sehr viel, also muss sehr viel mehr Wasser gefahren werden", erklärt Natalie Locht.
"Zudem finden sie kaum noch Gras, deswegen müssen wir jede Menge beifüttern und das wiederum heißt, dass die Wintervorräte schon aufgebraucht werden. Wenn wir jetzt schon unsere Wintervorräte füttern, heißt das, dass wir im Winter Futter kaufen müssen. Da aber überall weniger Futter vorhanden ist, wird das alles sehr teuer und wir wissen noch nicht, ob wir das am Ende dann bezahlen können." Denn fressen die Kühe zu wenig, geben sie auch zu wenig Milch.
Auch Marc Schröder vom Bauernbund erkennt die finanziellen Schwierigkeiten, die durch die Trockenheit auf die Landwirte in Zukunft zukommen könnten. Er sagt jedoch, dass zum Glück noch nicht alle Bauern auf die Wintervorräte zurückgreifen müssten. "Die Situation ist bei uns noch nicht so dramatisch, wie in anderen Teilen Europas oder auch in anderen Teilen Belgiens. Aber die Situation wird langsam besorgniserregend, weil mit jedem Tag, an dem der Regen ausbleibt, wird das Wachsen natürlich weniger und weniger."
Noch kein Katastrophenfall
Wie stark die einzelnen Betriebe in Ostbelgien unter der Hitze leiden, hinge von der Lage ab, sagt Schröder. Gegenden im Norden, wie beispielsweise Lontzen und Hergenrath, seien anfälliger für Trockenheit als andere. Im Ourtal hingegen, wo heftige Regenfälle mancherorts für Hochwasser gesorgt haben, sei jetzt noch genügend Grundwasser im Boden. Demnach sind die Felder auch noch nicht überall ausgetrocknet.
Von einer Katastrophe will Marc Schröder daher noch nicht sprechen. "Wenn es jetzt aber 14 Tage nicht regnet, dann haben wir Gesprächsstoff. Wir können hier noch keinen Katastrophenfall deklarieren. Das kann jedoch noch alles im Laufe des Jahres passieren. Soweit sind wir aber im Moment noch nicht."
Doch wie außergewöhnlich heiß ist dieser Sommer wirklich? "Wir haben bis jetzt noch keinen extremen Hitzesommer. Es ist zwar etwas überdurchschnittlich warm, wir hatten aber noch keine richtige Hitzewelle. Aber was wir haben, ist extreme Trockenheit", sagt Meteorologe Peter Schwarz. "Ein Beispiel: In Aachen-Brand sind seit Anfang Juni zwölf Liter Regen gefallen, in Aachen-Orsbach seit dem 2. Juni 22 Liter, normal wären in diesem Zeitraum 160 Liter pro Quadratmeter."
Brandgefahr
Die Trockenheit, so extrem wie wir sie jetzt vorfinden, hat es laut Schwarz erst einmal gegeben und zwar im April 2007. Diese anhaltende Trockenheit ist gerade in den Sommermonaten sehr problematisch. Und sie ist nicht nur für die Landwirte bedrohlich. "Es herrscht auch erhöhte Brandgefahr. Da reicht schon ein kleiner Funke, eine achtlos weggeworfene Kippe, das heiße Bodenblech eines Fahrzeugs, was über eine ausgedörrte Wiese fährt oder vielleicht sogar eine Scherbe, die als Brennglas wirkt, um einen Brand zu entzünden", erklärt Peter Schwarz.
Damit es Natur und Landwirten wieder besser geht, braucht es also Regen - nicht irgendwelchen, sondern den richtigen für Landwirtin Natalie Locht und ihre Kollegen. "Der Regen ist bitter nötig, aber nicht nur eine Schauer, sondern ein lang anhaltender Regen, damit der Boden aufweicht und der Regen auch in die Wurzeln dringen kann. Wenn jetzt ein Gewitter kommt mit Platzregen, dann läuft wieder alles weg und es war alles umsonst."
Melanie Simons (Praktikantin)