Das altehrwürdige Jünglingshaus an der Neustraße in Eupen ist in die Jahre gekommen. Und es zeigt mehr und mehr Verfallserscheinungen, auch wenn es auf den ersten Blick gut gepflegt und unterhalten erscheint. Aber es knirscht im Gebälk. Die Dachkonstruktion im vorderen Teil des Hauses wackelt. "Man hat Stabilitätsprobleme im Dachstuhl festgestellt. Ein Statiker hat uns dann bestätigt, dass der Dachstuhl gestützt werden muss", erklärt Eupens Finanz- und Kulturschöffe Philippe Hunger.
Und wie wird weiterverfahren? "Die Sicherheit und Stabilität ist nun gegeben. Jetzt muss das Ausmaß des Schadens beziffert werden. Das liegt in Händen des Besitzers - in Zusammenarbeit mit der Stadt. Wir hoffen, dass wir schnellstmöglich Klarheit haben werden", sagt Hunger.
Das Problem: Die Stadt Eupen ist nicht Eigentümer des Jünglingshauses. Die Kulturstätte ist im Besitz des "Fonds Fédéral de Solidarité", hinter dem sich die Christliche Krankenkasse verbirgt. Sie hat mit der Stadt einen Erbpachtvertrag abgeschlossen, der noch bis 2027 Gültigkeit hat. Der Vertrag regelt auch die Verteilung der Kosten, die anfallen, wenn etwa Instandsetzungsarbeiten anfallen. "Die Christliche Krankenkasse muss 67 Prozent der Kosten tragen. Wir hoffen, dass die sich jetzt auch bereit erklärt, die notwendigen Baumaßnahmen zu treffen. Wenn wir eine langfristige Chance sehen, dort auch weiter Kultur betreiben zu können, wären wir als Stadt auch bereit, unseren Teil beizutragen", so Hunger.
Beim Jünglingshaus-Veranstalter, dem Kulturellen Komitee, ist man angesichts der Lage besorgt. Geschäftsführerin Sandra Scheppers hofft, dass sich alles zum Guten wendet und es keine allzu großen Einnahmeverluste gibt. Und die Künstlerische Leiterin, Karin Breuer, sagt: "Wir sind sehr besorgt, weil wir unser Mutterschiff Jünglingshaus so sehr lieben".
Sollte es nicht so schnell möglich sein, das Statikproblem im Jünglingshaus in den Griff zu bekommen, gäbe es - begrenzte - Alternativen. "Für manche Sachen könnte das Kolpinghaus eine Alternative sein, für viele Sachen aber auch nicht, weil die Akustik sehr viel schlechter ist, als im Jünglingshaus", erklärt Karin Breuer. "Was uns sehr gefreut hat, ist, dass uns schon andere Kulturakteure aus Eupen angeboten haben, rüber zu kommen, wenn es mal nötig sein sollte, zum Beispiel das Ikob."
Eupen hat sich gemausert als ein Ort, an dem Kultur in mannigfacher Weise stattfindet und genossen werden kann. Das sehen nicht nur die Eupener so, sondern auch viele auswärtige Gäste. Jammerschade wäre es, wenn da ein Pfeiler des regen Kulturlebens wegbrechen würde.
Wie geht's weiter mit dem Jünglingshaus als kultureller Veranstaltungsstätte in Eupen? Könnte sein, dass die Christliche Krankenkasse die Statikprobleme zum Anlass nimmt, das Objekt zu veräußern. Die Stadt Eupen wäre ein Kaufinteressent, sagt Philippe Hunger, aber nun auch wiederum nicht um jeden Preis.
rs/mg