Eine Schule wie im Bilderbuch. 26 Kinder in zwei Klassen. Jeder kennt jeden beim Namen und selbst der Schulleiter ist nicht der "Herr Schlabertz". Seit 38 Jahren ist er einfach "Walter". "Wir haben hier in unserer Schule höchstens 30 Kinder und ich kenne fast jeden Geburtstag. Das ist eigentlich normal, weil wir eben eine große Familie sind", sagt Schlabertz.
Ein Leben für die Dorfschule - so beschreibt Walter Schlabertz selbst seine Berufslaufbahn. 850 Kinder hat er in seiner Karriere begleitet, war stets an vorderster Front dabei, wenn es um den Erhalt der kleinen Dorfschulen ging, und stets ganz praktisch veranlagt: so zum Beispiel beim Ausbau der Schule Kreuzberg in Eigenregie.
"Wir haben seine Arbeit immer sehr geschätzt und vor allem seine Unterstützung", sagt Sylvie Simons, Kindergärtnerin an der Schule Kreuzberg. "Wenn es Probleme gab in der Schule, war er immer für uns da. Das ist der Punkt, den ich immer an ihm schätzen werde. Ich werde ihn vermissen, den Walter."
Acht Dorfschulen gibt es in der Gemeinde Burg-Reuland. Für fünf von ihnen ist Walter Schlabertz als Direktor zuständig. Die Schulen von Kreuzberg, Espeler, Aldringen, Braunlauf und Maldingen bringen es zusammen auf 152 Schüler.
Vom Sinn und Nutzen der kleinen Schulen ist Walter Schlabertz überzeugt. "Das Resultat unserer Schulen kann sich sehen lassen", sagt Schlabertz. "Wir brauchen uns keine Sorge um die Zukunft unserer kleinen Dorfschulen zu machen." An den Sekundarschulen seien die Kinder von den Dorfschulen gern gesehen. "Sie sind ihnen lieber als andere Kinder, die von größeren Schulen kommen. Und ich muss ehrlich sagen: Darauf sind wir natürlich auch ein bisschen stolz."
Dabei haben sich die Aufgaben der Schulleiter in den letzten Jahrzehnten massiv gewandelt. "Als ich 1980 begonnen habe, war ich Schulleiter, hatte aber einen Ganztagsjob als Lehrer. Die Administration wurde am Mittwochnachmittag und an den Wochenenden gemacht. Aber das war nicht schlimm. Heute hat sich das rumgedreht."
Zum Unterrichten kommt Walter Schlabertz kaum noch. Und dabei ist es genau das, was er an dem Beruf so liebt. Zum kommenden Schuljahr sollen sogenannte "Chefsekretäre" den Schulleitern administrativ unter die Arme greifen. "Ganz ohne Hilfe kann ein Schulleiter in der heutigen Zeit den Anforderungen nicht mehr genüge leisten. Die Schulleiter gehören zu den Kindern und sollten deshalb so wenig Zeit wie möglich im Büro verbringen. Deshalb bedarf es teilweise eines Sekretärs", findet Schlabertz.
Die Hilferufe aus den Schulen, man ersticke fast an Administration, wurden in den vergangen Jahren immer lauter. Die Politik hat reagiert. Warum aber Chefsekretäre einstellen, statt ganz allgemein den administrativen Aufwand zurückzuschrauben? "Wir versuchen uns auf Ebene der DG immer mit der Frage zu beschäftigen, wie wir die Prozeduren vereinfachen können. Das gelingt leider nicht immer, weil wir natürlich sicherstellen müssen, dass qualitätsvoller Unterricht erteilt wird und die Gelder dort ankommen, wofür sie bestimmt sind", erklärt Unterrichtsminister Harald Mollers.
14 bis 15 neue Stellen gibt es ab September für die Entlastung der ostbelgischen Schulleiter. Allen Primarschulen soll so mehr Luft verschafft werden.
dop/mg