Der Bauarbeiter mit der Gurkenmaske. Auf Werbeplakaten sollte er bei der Bevölkerung für Verständnis sorgen und vor allem das Ziel in Aussicht stellen: Eupen wird schöner. Es folgten lange Staus und Chaos, eine Demonstration gegen eine geplante Fußgängerzone und eine Bürgerbefragung zur Mobilität. Traditionsgeschäfte gaben auf, und das Gefühl, auf einer ewigen Baustelle zu leben, war allgegenwärtig.
"Wegen der Baustelle mussten damals viele Geschäfte zumachen. Das war sehr schade, aber ich merke jetzt, dass wieder viele kleine Geschäfte, Cafés und Restaurants aufmachen. Das ist sehr gut für Eupen", stellt eine Lichtenbuscherin fest, die gerade ihr Mittagessen auf einer Eupener Terrasse beendet hat.
Eupen steht wieder auf. Mehr noch: "Eupen handelt". Unter diesem Motto haben sich nun mehr als 100 Geschäftsleute zusammengeschlossen. Michael Johnen hatte die Idee zu der Initiative. Sein Ziel ist klar: "Eupen und Umgebung soll bis 2025 eines der schönsten Städtchen in der Euregio-Maas-Rhein sein. Nicht nur, weil es eine schöne Stadt ist, sondern auch weil die Dynamik da ist. Die Leute sollen wieder dieses positive Denken bekommen", sagt Michael Johnen. "Die schöne Innenstadt soll wieder mit Leben gefüllt werden und unter den Geschäftsleuten soll wieder eine Einheit sein. Das ist das, was wir brauchen. Der Eupener soll im Prinzip mal aufhören mit dem ewigen Motzen. Wir haben nichts zu motzen. Wir sind hier in einem Urlaubsort in Ostbelgien."
Tatsächlich: Der Aufbruch ist nicht zu übersehen. Vor einem Jahr sind Lin Zhan und ihr Mann von Mons nach Eupen gezogen. Jetzt machen sie Sushi in der Gospertstraße. Die richtige Entscheidung? "Ja, auf jeden Fal", sagt Lin Zhan. "Wir haben auch Kunden von überall. Nicht nur aus Eupen, sondern auch aus der Wallonie, aus Verviers, Welkenraedt und auch aus der Eifel. Wir sind bis jetzt zufrieden."
Und auch andere Neuankömmlinge bereuen ihre Entscheidung nicht, so wie Alfred Küpper. Vor anderthalb Jahren hat der Weywertzer in Eupen die Brasserie "Al's Kitchen" eröffnet. "Man hat mich zuvor unwahrscheinlich gewarnt. Aber ich habe positive Resonanzen und ich war einfach überzeugt davon", sagt Küpper. "Die Stammkundschaft wird immer größer und größer."
Und so kommt eines zum anderen. Gastronomie, Floristik, Mode und Dienstleistungen aller Art. Sicher - es ist noch Luft nach oben. "Wir müssen aber auch einen entsprechenden Rahmen bieten", sagt Michael Johnen. Damit das gelingt, hat sich die neue Vereinigung selbst Hausaufgaben gegeben. So sollen Immobilienbesitzer dazu angehalten werden, in attraktive Geschäftsflächen zu investieren.
Sechs Arbeitsgruppen umfasst die neue Vereinigung der Geschäftsleute. In kleinen Schritten geht's voran. Evelyne Thielen von der Modeboutique "Sandy's" gehört zum Beispiel zu der "Stadtverschönerungsgruppe". "Wir achten darauf, dass die Blumenkästen und Blumenbeete in Ordnung gehalten werden, dass das Parkleitsystem verbessert wird und die Sauberkeit in der Stadt stimmt", erklärt sie.
Da wäre noch das leidige Thema "Öffnungszeiten". Wer montags versucht, in Eupen einzukaufen, hat schlechte Karten. "Wenn Montag ein Teil der Geschäfte zu hat, dann ist das eine Aussage, die jeder verstehen kann, auch der Tourist. Dafür werden wir aber den Samstag wieder mehr aktivieren und mehr Aktionen starten."
Auch die zwei Stunden Mittagspause sollen der Vergangenheit angehören. "Ich denke, dass in Zukunft 80 bis 85 Prozent der Geschäfte auf haben werden. Das ist ja auch schon was." Dann könnte Eupen tatsächlich wieder als touristische Stadt anerkannt werden. Die Übernachtungszahlen steigen und auch die Tagestouristen kommen zurück. "Ich komme nach Eupen, um ein bisschen zu flanieren, um zu bummeln, mich auszuruhen, mich zu vergönnen. Ich kann hier in Ruhe einkaufen. In Aachen muss ich nach einem Parkplatz suchen. Hier finde ich einen guten Parkplatz und hier kenne ich mich aus. Das ist was anderes und ich kann das in Ruhe angehen", sagt eine Touristin.
Vorbei ist die Sauregurkenzeit - Michael Johnen bringt es auf den Punkt: "Wir haben eine tolle Stadt! Einfach so!"
dop/mg