Die Rede sei nicht von jungen Leuten, die gerade ihr Studium abgeschlossen haben und keinen Job finden, sondern von richtigen Problemfällen. Von jungen Menschen, die keine Perspektive haben. Handlungsbedarf gäbe es in allen drei Gemeinden, erklärt Ulrich Deller, Präsident des ÖSHZ Raeren. "50 Prozent der Sozialhilfeempfänger in Lontzen sind im Alter von 18 bis 30 Jahren. In Eupen sind es 36 Prozent, in Raeren 39 Prozent. Im Prinzip ist der Handlungsbedarf aber in allen Gemeinden groß, weil sich die Anzahl der Sozialhilfeempfänger, die schon als junge Erwachsene in die Soziahlhilfe kommen, in den letzten zehn Jahren verdoppelt hat."
Derzeit beziehen in den drei Gemeinden rund 200 junge Menschen zwischen 18 und 30 Jahren Eingliederungseinkommen. Circa 40 von ihnen sind durch die normalen Maßnahmen des ÖSHZ nicht mehr so leicht zu integrieren. Bei diesen jungen Leuten stelle man oft fest, dass sie keine Ausbildung haben, die Schule abgebrochen oder psychische oder familiäre Probleme haben, sagt Deller.
Um ihnen gezielter zu helfen, wurden das Projekt und sogenannte Vorschaltmaßnahmen entwickelt. Bevor jedoch verschiedene Maßnahmen angewandt werden können, sind Assessment-Tests vorgesehen. Durch sie möchte man noch mehr über die Klienten erfahren, erklärt Viviane Leffin, die Projektverantwortliche.
Der Test soll in Kooperation mit einem externen Anbieter erstellt werden. Derzeit prüft man ein Modell aus den Niederlanden. Anschließend könnte dann entschieden werden, welche Maßnahmen für wen Sinn machen. Mehrere Schritte werden da durchlaufen. In einem ersten Schritt geht es um die erste Stabilisierung und die Alltagstauglichkeit. Anschließend müssen auch die Sozialkompetenzen gestärkt werden. Und zum Schluss kann dann die Vorbereitung auf die berufliche Eingliederung in Angriff genommen werden.
Die Kosten für das Projekt belaufen sich auf rund 132.000 Euro. Da es Teil des Leader-Programms der Europäischen Union ist, wird es auch von dieser unterstützt. Zehn Prozent tragen die ÖSHZ selber. Zusätzlich ist auch die DG finanziell beteiligt. "Die ÖSHZ haben eine Projektskizze bei uns eingereicht, die dann von uns noch inhaltlich überprüft wurde. Wir haben dann die finanzielle Unterstützung gewährt, die ungefähr 51 Prozent der benötigten Mittel entspricht", erklärt Sozialminister Antonios Antoniadis.
Für den Minister ein Projekt, das auch in Zukunft einiges verändern und verhindern kann. "Man muss jungen Menschen eine zweite Perspektive geben. Ansonsten besteht die Gefahr, dass irgendwann eine Armut entsteht, die vielleicht sogar weitervererbt wird. Man muss mit geeigneten Maßnahmen und Instrumenten vorgehen. Das war bisher nicht möglich, weil die bestehenden Instrumente der ÖSHZ nicht ausreichend waren", erklärt Antoniadis.
2019 soll mit den ersten jungen Leuten gearbeitet werden. Bis dahin werden die betroffenen Dienste geschult und ein Hilfsnetzwerk aufgebaut. Ziel ist es am Ende auch, eine Art Werkzeugkoffer zu schaffen, in dem die Tests und Maßnahmen aufgeführt sind und dieser auch anderen Einrichtungen zur Verfügung gestellt werden kann.
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