Die Schäden an privaten Gebäuden und öffentlichen Einrichtungen in der Gemeinde St. Vith sind auch zwölf Tage nach dem Unwetter längst nicht alle behoben. Und die Schäden sind teilweise gewaltig, noch deutlich größer als es zunächst schien. Viele Fragen, vor allem versicherungstechnischer Art, sind zu klären.
Jacquy Lauffs, Versicherungsinspektor von Ethias, stand den Menschen drei Stunden lang Rede und Antwort. "Ich war erstaunt über die Anzahl Personen, die Schaden genommen haben und sich hier informiert haben. Das ist ihr gutes Recht und es ist sehr wichtig, sich zu informieren. Es ist eine Katastrophe, das bedeutet menschliche Schicksale, die ernst genommen werden sollen. Den Leuten muss geholfen werden. Aber wie? Im Moment schonmal mit Rat und Tat", sagt Lauffs.
Anerkennung als Naturkatastrophe?
Vieles hängt davon ab, ob das Unwetter als Naturkatastrophe anerkannt wird. Dann könnten Schäden auch durch den Katastrophenfonds abgedeckt werden. Oft ist der Versicherungsschutz nicht eindeutig, manche Versicherungsgesellschaften weigern sich zu zahlen. Der Rat des Experten: "Ich würde den Leuten raten, den Ombudsdienst von Assuralia in Anspruch zu nehmen oder den Ombudsdienst des DG-Parlaments. Dort kann man den Fall erklären und die Beamten schauen dann, wie sie helfen können."
St. Viths Bürgermeister Christian Krings hatte zusammen mit Ethias zu der Veranstaltung im Rathaus eingeladen. "Wir haben festgestellt, dass doch recht viele Leute geschädigt sind. Wenn man anfängt aufzuräumen, sieht man auch erst mal den Umfang des Schadens. Wir hätten nicht gedacht, dass es so schlimm ist", so Krings. "Wir haben massive Schäden an Gebäuden: feuchte Wände, die trocknen müssen, etc. Auch auf Seiten der Gemeinde hatten wir Schäden, etwa verstopfte Kanäle. Der Bauhof hat viele Aufräumarbeiten machen müssen. Und nach dem heftigen Gewitter am Samstag in Schönberg sind dieselben Probleme nochmal aufgetreten."
Wie gehen die politisch Verantwortlichen zukünftig mit der sich wahrscheinlich verstärkenden Hochwasserproblematik um? "Wir stellen fest, dass die Regenfälle noch stärker werden und man an Lösungen arbeiten muss, zum Beispiel Rückhalteräume oder Abläufe schaffen", sagt Krings.
Mehr Schäden als erwartet
Von den Auswirkungen des Unwetters waren neben zahlreichen Privathäusern auch die Einrichtungen von Feuerwehr, Rotem Kreuz, des Stromversorgers Ores oder das Seniorenheim betroffen. Holger Pip, Feuerwehrchef und Leiter der Hilfeleistungszone sechs, wirft vor dem Hintergrund des Desasters zu Monatsbeginn auch einen Blick in die Zukunft. "Wenn man nach schlechten Erfahrungen weiß, dass im Keller Hochwasser auftreten könnte, sollte man vor allem schonmal prophylaktisch handeln: Wertgegenstände also nicht im Keller lagern, Waschmaschine erhöht positionieren oder auch eine elektrische Pumpe anschaffen", rät Pip.
Besonders hart getroffen wurde auch ein Teil der St. Vither Gastronomie wie etwa das Restaurant "Zur alten Mühle" in Wiesenbach. Es bleibt bis zum 29. Juni geschlossen. Manche werden wohl noch länger brauchen, um die Folgen des Unwetters zu verarbeiten.
rs/mg