Regelmäßig werden Schüler in Lesetests miteinander verglichen. Bei solchen Tests geht es um viel mehr als die reine Lesefertigkeit. Renate Valtin war Professorin für Grundschulpädagogik. Sie sagt, dass es beim Lesen um ein vertieftes Verständnis des Textes geht. Kinder auf einer niederen Kompetenzstufe sind zwar meistens in der Lage, die Informationen eines Textes buchstäblich zu erfassen. Es bereitet ihnen aber Schwierigkeiten, andere Aussagen abzuleiten und eigene Schlussfolgerungen zu ziehen.
Laut der jüngsten PISA-Studie können 15 Prozent der ostbelgischen Schüler nicht ausreichend lesen. Damit liegen sie aber durchaus im europäischen Durchschnitt. Die deutschen und österreichischen Schüler erzielen ähnliche Resultate.
Kein Grund zur Sorge also. Es stellt sich vielmehr die Frage, wie diesen Schülern geholfen werden kann. Viele Eltern möchten gerne selbst aktiv werden, wissen aber nicht wie. Dabei ist es gar nicht so schwierig, die Kinder im Elternhaus zu fördern.
Eltern und Schulen gefragt
Ganz wichtig ist zum Beispiel, dass die Eltern viel mit ihren Kindern sprechen und selbst auch mal zum Buch oder zur Zeitung greifen. So können sie ein Vorbild für ihre Kinder sein. Sehr gerne mögen es die Kinder auch, wenn Erwachsene mit ihnen Bilderbücher schauen oder aus Büchern vorlesen. Sogar Säuglingen sollte man schon vorlesen.
Aber nicht nur die Eltern, auch die Schulen sind gefragt. Für Grundschulpädagogin Renate Valtin sollte Leseförderung schon im Kindergarten beginnen. Es gebe gute Möglichkeiten, den Kindergartenkindern eine schriftreiche Umgebung zu bieten. Sie sollten schon mit Schreibmaterialien spielen dürfen, Kritzelbriefchen schreiben oder Bilderbücher schauen. Das alles macht den kleinen Kindern schon im Kindergarten Lust auf Lesen und Schreiben.
Politik in der Verantwortung
Laut Professor Valtin ist die Leseförderung eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Neben den Lehrern und Eltern sind auch die politischen Entscheidungsträger gefragt. Sie sollen zum Beispiel moderne Bibliotheken zur Verfügung stellen, die leicht zugänglich sind und familienfreundliche Öffnungszeiten haben. Außerdem sollten sie ein attraktives Angebot an Büchern, Zeitschriften und digitalen Medien haben.
Die Grundschulpädagogin befürwortet es, dass einige Bibliotheken Cafés haben, in denen sich die Eltern treffen. Andere Bibliothekare machen kleine Projekte mit Kindern. Bibliotheken können also durchaus spannende Leseorte sein.
cs/mg