11:45 Uhr: Das Restaurant des Finanzministeriums hat gerade seine Pforten geöffnet und mit der Essensausgabe begonnen. Jeden Mittag kommen rund 80 bis 90 Beamte aus Eupen hier essen. Für viele ist es ein tägliches Ritual.
Dass das Restaurant bald schließen wird, bedauern sie. "Ich komme fast täglich hier essen und schätze es sehr", sagt ein Polizist. "Es gibt sehr gutes Essen und es ist günstig. Mit der Schließung geht auch der soziale Aspekt verloren, etwa die kleinen Smalltalks mit Kollegen von anderen Dienststellen. Ich würde mich freuen, wenn es bestehen bleiben würde."
Der Meinung ist auch ein Mitarbeiter von Belgacom: "Wir kommen seit mehr als 30 Jahren hierher. Das ist ein sozialer Treffpunkt, den man erhalten müsste. Aber durch die Umstände wird er leider verschwinden. Die älteren Leute haben nur das, um ihre früheren Kollegen zu treffen. Viele sind ganz alleine zu Hause."
Das Beamten-Restaurant am Rathausplatz besteht schon seit rund 40 Jahren. Jetzt muss es weichen, weil das Gebäude bis auf die Fassade abgerissen wird. An dem Platz entsteht der neue Justizpalast - mit einer modernen Küche des Finanzministeriums - aber ohne Restaurant.
Die 15 Mitarbeiter des Eupener Standorts von Fédresto behalten jedoch ihren Arbeitsplatz, versichert Florence Angelici, Pressesprecherin des Föderalen Öffentlichen Dienstes Finanzen. "Wir werden weiterhin Essen in die ganze Umgebung ausliefern, denn die Küche kocht für mehrere Gebäude", erklärt sie. "Wir werden vollständige Menüs anbieten, so wie jetzt - nur mit dem Unterschied, dass man sich nicht mehr hinsetzen kann. Stattdessen werden wir das Essen an verschiedene Finanzämter ausliefern."
Drei bis vier Euro kostet ein Drei-Gang-Menü im Fédresto. Früher konnten auch Beamte anderer öffentlicher Dienste das Angebot nutzen. Vor drei Jahren hat das Finanzministerium dem einen Riegel vorgeschoben und nur noch eigene Mitarbeiter zugelassen. "Seit drei Jahren haben die Beamten anderer öffentlicher Dienste keinen Zutritt mehr zu den Restaurants des Finanzministeriums. Man muss wissen: Zwischen dem Menupreis und den Herstellungskosten gibt es eine Differenz", erklärt Florence Angelici.
"Das Finanzministerium verhandelt nun mit den anderen öffentlichen Diensten, damit sie diese Differenz übernehmen und sie nicht nur zulasten der Finanzbehörde geht. Hier in Eupen wurden die anderen Beamten zuletzt noch geduldet, weil man wusste, dass das Restaurant bald schließen wird. Aber nach der Schließung wird das nicht mehr toleriert." Es sei denn der Arbeitgeber handelt mit dem Finanzministerium eine neue Vereinbarung aus. Ansonsten müssen sich Polizisten, Mitarbeiter der Stadtverwaltung und anderer öffentlicher Dienste bald ein anderes Restaurant suchen. Am 27. Juli wird hier das letzte Mittagessen serviert.
Michaela Brück