"Um in Europa voranzukommen, muss man sich von Tabus lösen", sagte Macron und forderte höhere EU-Ausgaben und mehr Solidarität. Er erneuerte auch seine umstrittene Forderung nach einem eigenen Haushalt für die Eurozone sowie die nach einem EU-Finanzminister.
Mit Blick auf die Krisen in der Welt mahnte er: "Wir dürfen nicht warten, wir müssen jetzt etwas tun." Europa müsse eine eigene Souveränität aufbauen und dürfe seinen Kurs nicht von anderen Mächten bestimmen lassen. Er plädierte für eine vertiefte europäische Sicherheits- und Verteidigungspolitik. Außerdem brauche es in Europa mehr Debatte und offene Auseinandersetzung.
Macron sei der derzeit größte Impulsgeber des heutigen Europas, sagte Aachens Oberbürgermeister Marcel Philipp anlässlich der Preisverleihung. Auch die deutsche Bundeskanzlerin Merkel würdigte in ihrer Laudatio Macrons Begeisterung, Einsatz und Courage.
Macron ist der 60. Karlspreisträger und nach François Mitterrand im Jahr 1988 der zweite amtierende französische Präsident, der die Auszeichnung erhält. Der Preis wird seit 1950 an Persönlichkeiten und Institutionen vergeben, die sich um die Einigung Europas verdient gemacht haben.
Angesichts der zugespitzten Lage im Nahen Osten riefen Macron und Merkel zur Deeskalation auf. Sie hatten am Rande der Karlspreis-Verleihung Gelegenheit, sich miteinander auszutauschen.
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