Mit Kurienkardinal Amato wird dazu am Samstag im Dom sogar ein Abgesandter des Papstes erwartet. Für das Bistum Aachen ist das Ganze eine Premiere. Entsprechend die Resonanz in der katholischen Welt und darüber hinaus.
Clara Fey (1815-1894) steht jetzt in einer Reihe mit den bereits seligen Aachener Mitstreiterinnen Franziska Schervier (1819-1876) und Pauline von Mallinckrodt (1817-1881). Als vierte im Bunde muss auch Josefine Koch (1815-1899) genannt werden, die in Eupen die Franziskanerinnen von der Hl. Familie gründete. Alle vier standen in ihrer Zeit in Kontakt zueinander.
Hinzu kommt: Ihre Ordensgründungen sind ein besonderes Merkmal der Bildungs- und Religionsgeschichte der Rheinlands mit ihren damals wichtigen industriellen Zentren in Aachen, Burtscheid, Eupen, Monschau und Verviers. Stammte Josefine Koch aus einfachen Verhältnissen, hatten die anderen Ordensgründerinnen einen sehr begüterten familiären Hintergrund.
Spuren in Eupen und Aachen
Im Fall der Clara Fey weist der soziale Hintergrund insbesondere nach Eupen, wo sich im Zuge eine florierenden Textilherstellung eine reiche Kaufmannschaft herausgebildet hatte. Ist doch der Name der Familie Fey, die in der Blütezeit der Wollindustrie als Händler, Färber oder Spinnereibesitzer hier reüssierten noch überall präsent.
Beispiele gefällig? Angefangen von einer reservierten Bank in St. Nikolaus über die Bauherrschaft der Couven-Kapelle in Nispert, dem historischen Gebäude der Pater Damianschule, dem angeblich von Mefferdatis entworfenen Patrizierhaus in der Gospertstraße bis hin zu der von dem westfälischen Barockbaumeister Schlaun entworfenen Färberei Fey-Rehrmann in der Oestraße. Den Wohlstand der Eupener Familie Fey belegt auch noch eine Garnitur von Paramenten aus schwerer Seide, die aus der Hochzeitsgarnitur des Kaufmanns Erich Adolf Götz und seiner Frau Isabella Fey gefertigt wurde. Die wertvolle Hinterlassenschaft wird bis heute in der Kapelle von Nispert aufbewahrt.
Das gilt nicht minder für die Nachbarstadt Aachen: Das legendäre Haus Fey im Aachener Seilgraben, das bis zu seiner kriegsbedingten Zerstörung nach einem Bombenangriff das erste Couven-Museum beherbergte, war im Besitz der Eupener Familie Fey. Clara Feys Großeltern Peter und Helena Fey erwarben 1777 dieses von dem Stadtarchitekten Couven zuvor für den Eupener François Michel Grand Ry umgebauten Stadtpalais.
450 Schwestern heute
Der aus Eupen nach Aachen eingewanderte Vater Clara Feys war ein wohlhabender Spinnereibesitzer. Louis Fey starb an den Folgen eines Schlaganfalls, als Clara fünf Jahre alt war.
1844 gründete sie mit drei Freundinnen - wohl unter dem Einfluss Luise Hensels - ihrer zeitweiligen Lehrerin an St. Leonhard, die Gemeinschaft. Dies geschah vor dem Hintergrund der sozialen Probleme in der Industriestadt. Fey wollte die Kinder und Jugendlichen aus dem Zustand der Verwahrlosung durch Unterricht und Ausbildung herauszulösen und ihnen ein Zuhause bieten.
In ganz Europa und Amerika fand der Orden eine spätere Ausbreitung. Heute sind rund 450 Schwestern außerhalb Europas vor allem in Kolumbien, Indonesien, Kasachstan und Peru tätig. Zirka 150 Schwestern, darunter einige aus der Nähe von Antwerpen, werden am Wochenende in Aachen erwartet.
In der Folge des Kulturkampfes in Preußen hatte der Hauptsitz der Gemeinschaft nach Simpelveld verlegt werden müssen, wo Clara Fey 1894 starb. Seit 2012 befindet sich das Generalat wieder in Aachen. Das Bistum Roermond hatte bis dahin auch den Seligsprechungsprozess begleitet und ist an der Feier am Samstag in Aachen durch den derzeitigen Bistumsverwalter, durch Weihbischof de Jong und den emeritierten Bischof Frans Wiertz vertreten.
Zahlreiche Veranstaltungen
Nächsten Dienstag, dem Sterbetag und künftigen Clara Fey-Gedenktag wird in Simpelveld ein Dankesgottesdienst im Loreto-Haus, dem ehemaligen Kloster der Schwestern, abgehalten.
Weitere Veranstaltungen auf niederländisch-limburger Seite folgen. So ist am 9. Mai ein zweitägiges Symposium unter dem Thema "Clara Fey in historischer Perspektive" vorgesehen. Lesungen zu Ehren der 'Limburgse zuster' sollen noch folgen.
Das Bistum Aachen steht da nicht abseits. So liegen pünktlich zur Seligsprechung mehrere neue Bücher über Clara Fey vor. Es gibt sogar einen Comic. Die Domsingsschule hat ein Musical beigetragen, das im Juni Premiere hat. Schulen aus Schleiden, Stolberg, Geilenkirchen und Neuss, die nach der Ordensgründerin benannt sind, sorgen schon an diesem Wochenende für ein buntes Programm.
Es ist etwa 15 Jahre her, dass im GrenzEcho das Buch "Auch Frauen machen Geschichte'" erschienen ist. Elisabeth Fischer-Holz hatte darin "bedeutende Frauen aus der Euregio Maas-Rhein" porträtiert. Zwölf an der Zahl, mehrheitlich Gründerinnen von Ordensgemeinschaften, wie Clara Fey eben...
Weitere Informationen unter Clara-fey.de und Manete-in-me.org.
mitt/iba/rkr