"Es wird allerhöchste Zeit, dass wir etwas unternehmen, dass wir präventiv vorgehen und Sensibiliserungsarbeit leisten", hieß es seitens der Vertreter der Polizeizone Weser-Göhl. Meldungen, in denen es um sogenanntes Sexting gehe, hätten sich derart angehäuft, dass man handeln müsse. "Es werden leichtfertig Nacktbilder verschickt und sogar sexuelle Handlungen aufgezeichnet, die dann übers Internet verbreitet werden", erklärt Ralf Niggemann, Hauptinspektor bei der Polizeizone Weser-Göhl in Eupen.
Man denke an Apps wie Snapchat, Instagram, WhatsApp, Facebook usw. Für Jugendliche gehören sie zum Alltag dazu. Sie werden quasi damit groß. Nicht umsonst nennt man sie auch "digital natives". Ihre Eltern hingegen wissen oftmals nicht so genau, was im Netz alles abgeht - und vor allem wie weit Jugendliche gehen. Die Grenzen zwischen Öffentlichkeit und Privatsphäre verschwimmen, auch wenn es um die Intimsphäre geht.
Und hier kommt der Begriff "Sexting" ins Spiel. Ist ein Teenager verliebt, gibt er oder sie schnell viel von sich Preis. "Wenn die Beziehung dann in die Brüche geht, kann es passieren, dass die Bilder oder Videos missbraucht werden und sie im Internet oder mit Freunden geteilt werden. Die Opfer stehen dann vor erheblichen Problemen, unter anderem in der Schule", erklärt Niggemann.
Die anwesenden Direktoren der Schulen aus dem Norden der DG, wie auch Vertreter von Kaleido konnten dies nur bestätigen. Regelmäßig habe man mit solchen Fällen zu tun. Man suche dann das Gespräch mit den Eltern, versuche das Kind, bzw. den Teenager in der schwierigen Situation aufzufangen.
Vortragsreihe für Eltern
Die Polizei möchte nun ab Mai in den Schulen eine Vortragsreihe starten, die sich an die Eltern richtet. Sie sollen über das Digitalverhalten ihrer Kinder aufgeklärt werden und Tipps erhalten.
Bildungsminister Harald Mollers begrüßt diese Maßnahme. "Potentiell sind alle Eltern betroffen. Niemand kann behaupten, dass er das digitale Verhalten seines Teenagers zu 100 Prozent unter Kontrolle hat. Es geht darum, die Eltern dahingehend zu sensibilisieren, dass sie mit ihren Kindern darüber sprechen und es hoffentlich nicht mehr dazu kommt, dass es weitere Opfer und weitere Täter gibt. Vielen Jugendlichen ist gar nicht bewusst, wann sie eine Grenze überschreiten und welche ernsthafte Konsequenzen das hat."
Strafrechtliche Konsequenzen
Und die strafrechtlichen Konsequenzen können sehr groß sein. Je Fall, aber auch je nachdem, welches Alter der Täter und vor allem auch das Opfer hat. "Wenn das Opfer unter 14 Jahre alt ist, liegen die Strafen bei bis zu 20 Jahren Haft. Ist das Opfer unter 16, sind es immer noch bis zu 15 Jahre Haft. Bei Jugendlichen zwischen 16 und 18 sind es noch bis zu zehn Jahre. Und selbst bei Erwachsenen ist es strafbar", weiß Melanie Schäfer, Staatsanwältin beim Gericht erster Instanz.
Um die Anzahl der Fälle reduzieren zu können, sollen nun vermehrt Präventivmaßnahmen stattfinden. Der Dienst für die gesunde Entwicklung von Kindern und Jugendlichen Kaleido sieht in Zukunft ebenfalls Sensibilisierungsmaßnahmen an den Schulen vor, dies auch im Süden der DG. Im Norden möchte die Polizeizone Weser-Göhl nun ab Mai mit Vorträgen die Eltern aufklären und über mögliche Tipps informieren. Doch auch im Süden der DG soll das Projekt in einer zweiten Phase Anwendung finden.
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