Wir schreiben das Jahr 1933. Das Wetzlarbad hat gerade ein Jahr geöffnet, da veröffentlicht die katholische Kirche ein "ernstes Mahnwort der katholischen Geistlichkeit": "ein Wort der Aufklärung an die Bevölkerung des Bezirks Eupens". Die Kirche sorgte sich um das sittliche Verhalten der Badegäste. Der gleichzeitige Besuch von Männern und Frauen im Freibad sollte verboten werden. Das Freibad bringe dem Besucher große Gefahren, heißt es im Text.
Ursula Michel-Pitsch bewahrt das Dokument seit vielen Jahren auf. Es stammt aus dem Nachlass ihres Großvaters, der in Eupen Stadtrentmeister war. "Als er starb und wir das Haus ausräumten, habe ich das Büchlein gefunden und verwahrt."
Die Kirche hatte also Angst davor, dass Grenzen überschritten werden. Da die Kirche damals noch eine Autorität war, glaubte diese, sie könne durch strenge Regeln das Problem in den Griff bekommen. Unterschrieben wurde das Schreiben von neun Pfarrern und dem Dechant - allesamt FÜR das Trennen von Männern und Frauen im Wetzlarbad. Heute wirken diese Anforderungen schon fast lächerlich.
Auch der pensionierte Kaplan Karl-Heinz Calles muss bei der ein oder anderen Textstelle schmunzeln. "Heute, 80 Jahre danach, käme es keinem Seelsorger mehr in den Sinn, einer öffentlichen Einrichtung im Namen der katholischen Kirche oder des Glaubens eine Vorschrift oder Regel aufzuerlegen."
Ein solches Schreiben heute? Undenkbar! "Ein solches Verbot für eine Badeanstalt zu erlassen, würde heute lächerlich wirken", sagt Calles. "Der Umgang zwischen Männern und Frauen ist heute unbefangener. Eine Frage bleibt allerdings bestehen: Wo sind die Grenzen?"
Gerade jetzt, so kurz vor der Eröffnung des neuen Wetzlarbades, lohnt sich noch einmal der Blick in die Vergangenheit. Generationen haben in dem Freibad ihre Sommer verbracht. Männer und Frauen gemischt natürlich.
Auch Ursula Michel-Pitsch erinnert sich gerne zurück. Ihr Vater war in den 50er Jahren Bademeister im Wetzlarbad und sie war mit ihren Geschwistern oft dort. Auch sie hat natürlich, als sie das kleine Buch ihres Großvaters bekommen hat, dort reingeschaut. "Heute würde man darüber lachen", sagt sie. "Es ging ja hauptsächlich um die getrennten Badezeiten von Männern und Frauen. Das wäre ja heute nicht mehr denkbar."
Wenn das Wetzlarbad in einigen Wochen eröffnet wird, wird eine solche Diskussion, wie sie 1933 von der katholischen Kirche voran getrieben wurde, bestimmt nicht entfacht werden.
lo/mg
Ein passender Beitrag zur aktuellen Diskussion über die Islam-Partei und ihrer Forderung nach der Trennung von Männern und Frauen in öffentlichen Verkehrsmitteln.
Religionen waren offensichtlich schon immer - ob vor 1000 Jahren, vor 80 Jahren oder noch heute - von allen guten "Geistern" verlassen und hecheln der wissenschaftlichen, ethischen und gesellschaftlichen Entwicklung hoffnungslos hinterher.
Manche 20 oder 50 Jahre andere 500 Jahre.
Zitat: "Es ging ja hauptsächlich um die getrennten Badezeiten von Männern und Frauen. Das wäre ja heute nicht mehr denkbar.“
Nun, so undenkbar nun doch wieder nicht.
Einfach mal mit dem begriff "Frauenschwimmen" googeln!