Die Wortgewalt des Jockel Kremer ist bestechend, überwältigend. Er redet viel, sehr viel. Schnell, sehr schnell. Narrativ, anekdotisch. Aber auch überaus informativ, hintergründig. Seinen Erzählungen zu folgen, verlangt einem Stehvermögen und Konzentration ab. Seine Frau Myriam sagt mit liebevollem Augenzwinkern, er sei anstrengend.
In 42 Dienstjahren nur sechs Krankheitstage - rekordverdächtig. Das GrenzEcho nennt ihn in seinem Titel zum Porträt einen "Tausendsassa" und "grünes Feigenblatt". Das trifft es auf den Punkt.
Der BRF hat ihn im Eupener Rathaus getroffen. Zunächst nicht in seinem Büro des städtischen Kultur- und Tourismusbeauftragten, sondern im altehrwürdigen Schöffenzimmer. Seine berufliche Karriere: kurze Zeit Handelsübersetzer, ab 1980 in städtischen Diensten im Bauamt, 1991 dann Wechsel ins Kabinett von Ministerpräsident Joseph Maraite, 2000 zurück zur Stadt Eupen als Kulturbeauftragter, Redenschreiber. Jockel Kremer suchte sich seine Aufgaben, selten wurden ihm welche zugewiesen.
Der Mann hat, egal auf welchem Posten, egal unter welchem Chef Akzente, mehr noch: Maßstäbe, gesetzt. Die Umwelt mit all ihren ökologischen Facetten war stets sein Steckenpferd. Er gilt als der Erfinder des Containerparks, der Kompostierungsanlage, des Sperrgutsortierzentrums Rcycl.
Seiner Zeit war er stets ein Stück voraus, mit dem Grünen Telefon im Maraite-Kabinett, obwohl die DG gar nicht zuständig war für den Politikbereich Umwelt. Später dann in der Keutgen-Ära in Eupen als Mann des kulturellen Aufbruchs mit der Veranstaltungsreihe "Summer in the City", mit den Neujahrskonzerten, mit der Organisation der wohl wichtigsten Ausstellung im Bereich der darstellenden Kunst, der Retrospektive des bekannten belgischen Karikaturisten Pierre Kroll in den Räumen des Belgischen Rundfunks. Pierre Kroll wurde bald sein Freund.
Was kommt nach seiner Pensionierung? Mehr Zeit für die Familie, für die Ehefrau, seine längst erwachsenen Kinder, Tochter und Sohn, seine Haustiere, seine vielen Hobbys, darunter die Liebe zu England und dem englischen Fußball. Mehr Zeit für die Tierschutzorganisation Gaia, deren ostbelgischer Sprecher er ist. Mehr Zeit auch für den Einsatz im Sinne des Wertebewahrens. Beispiel Kloster Garnstock.
Als erster Verwaltungsangestellter überhaupt erhielt Jockel Kremer die Euregio-Rosette, holte den Klimaschutzpreis für die Stadt Eupen oder 750.000 Euro Fördergelder für Rcycl. Und und und. Sein Büro aufzuräumen, leerzuräumen wird eine letzte große Herausforderung in seiner beruflichen Laufbahn sein.
Jockel Kremer dürfte auch als Rentner im Wesentlichen analog unterwegs sein. Den digitalen Jockel wird es nur am Computer geben. Und einen leibhaftigen Nachfolger im Rathaus gibt es nicht. Könnte es ihn geben? Zweifel sind erlaubt. Denn dieser Mann ist wirklich einmalig! Nicht einmal Angela Merkel, damals noch Umweltministerin, konnte ihn stoppen: Kommen sie endlich auf den Punkt, forderte sie ihn auf. Aber, Jockel Kremer machte weiter. Und am Ende erlag auch Bundes-Angela seiner rhetorischen Überzeugungskraft...
Rudi Schroeder
Ein wirklich schöner Bericht und nicht der Worte zu viel oder zu wenig.
Lieber Jockel, ein großes DANKE für Deine Arbeit, so viele tolle Stunden in Konzerte, Ausstellungen, Geschichten. Ja sogar mit Deinen Texten für Politiker hast Du uns schmunzeln lassen. Die Politiker haben es bestimmt schon gedankt.
Müll lieben lernen und es trennen, auf Aug mit Mensch und Tier. Ja, Du hast viel getan und wirst es auch weiter tun.
Ach, ich wollte mich ja kurz halten und nicht Jockelich werden, also.....
Vielen Dank für Deinen Einsatz um Mensch und Tier!
Alles Gute zum „Ruhestand“ Jockel!
Die Fotomontage oben ist wirklich gelungen. Oder ist dies gar keine Montage und du hast dich heimlich an den Schreibtisch unseres Senators gesetzt? ?