Bevor es Stufe für Stufe unter die Staumauer geht, wird diese erst mal von oben bewundert. Jeder kennt sie und trotzdem macht die große Löwenstatue immer noch was her. Der Löwe schaut in Richtung Eupen, in Richtung ehemalige deutsche Grenze. Als die Mauer 1878 von König Leopold II. eingeweiht wurde, sollte er eine ganz spezielle Rolle übernehmen. "Der Löwe repräsentiert eine Art von Stärke. Damals als die Talsperre gebaut wurde, war Belgien eine der größten Weltmächte. Und der Löwe steht als Symbol für diese Stärke", erklärt David Geurts, der den Rundgang leitet.
Aus 180 Steinblöcken besteht der Löwe, der Ende der 60er Jahre Stein für Stein abgetragen wurde, da man die Staumauer um 15 Meter erhöhte. So konnte mehr Wasser gespeichert werden, so dass die Talsperre heute eine Kapazität von 26,5 Millionen Kubikmeter hat.
Als die Talsperre im 19. Jahrhundert erbaut wurde, sollte sie vor allem den Wasserbedarf, der durch die Textilindustrie immer größer geworden war, abdecken. Heute hat sie drei andere wichtige Funktionen, erklärt David Geurts. "Das erste Ziel der Talsperre ist der Trinkwasservorrat. Die Talsperre liefert Wasser an die Versorgungsstation von Stembert. Anschließend gelangt das Wasser ins öffentliche Netz und von da aus in die Haushalte der Region Verviers. Die zweite Rolle der Talsperre ist das Hochwassermanagement, um die Überflutung der Weser zu vermeiden. Und die dritte Rolle ist, dass wir von der Kraft des Wassers profitieren und sie in elektrische Energie umwandeln. Das ist die Aufgabe des Wasserkraftwerkes. Das Wasser, das dort durchfließt treibt die Turbinen an."
Nachdem alle Punkte geklärt sind, geht es abwärts - um genau zu sein 60 Meter abwärts. In einen dunklen, nassen Gang, der direkt unter der Staumauer entlangführte. Hier sind zahlreiche Messinstrumente angebracht. Wie zum Beispiel ein Piezometer, das den Druck messen kann, der auf den Steinen lastet - ein wichtiges Gerät, um die Stabilität der Staumauer zu kontrollieren.
Anschließend wird ein Blick in die Zentrale geworfen, wo alle Signale überwacht und Wasserstände geprüft werden. Hier befinden sich auch die Turbinen, die durch die Kraft des Wassers den Strom produzieren. Der Strom wird vor allem von dem Talsperrenkomplex selber genutzt. Der Überschuss wird an das öffentliche Versorgungsnetz verkauft.
Kostenlose Aktionen, wie dieser Rundgang, werden meistens nur zu speziellen Anlässen organisiert. Aber auch sonst ist an der Gileppe-Talsperre immer was los. Als touristische Attraktion würde David Geurts sie nach wie vor beschreiben: "Die Gileppe ist eine tolle touristische Attraktion. Die Politik der touristischen Verwaltung der Gileppe und des Geschäftsführers ist gut entwickelt und man hat eine sehr angenehme Landschaft geschaffen. Man hat hier die Chance, in einer sehr außergewöhnlichen Umgebung zu arbeiten - einer sehr abwechslungsreichen, schönen Umgebung."
lo/mg