Wenn es um Heizungen geht, haben die meisten von uns tatsächlich Leichen im Keller. "Etwa 70 bis 80 Prozent der Heizkessel in Belgien müssten ausgetauscht werden", erklärt Dieter Lüth. Er ist Fachlehrer für Heizungstechnik am ZAWM Eupen und arbeitet auch selbst als Heizungsinstallateur.
Allerspätestens nach dreißig Jahren sollte man seine Heizung austauschen, sagt er. "Ein Auto fährt im Jahr durchschnittlich 15.000 Kilometer mit 60 km/h. Es läuft 200 bis 250 Stunden im Jahr. Eine Heizungsanlage läuft 1.800 Stunden. Das Gerät wird also viel mehr beansprucht als ein Auto. Es wäre daher besser, den Kessel früher auszutauschen - auch weil die Technik ganz anders ist als vor 25 Jahren."
Wartung
Doch nicht nur das Alter der meisten Heizungen ist ein Problem, auch die Wartung. Laut Gesetz müssen alle Heizungen regelmäßig kontrolliert werden. Heizungen mit Heizöl jedes Jahr, Heizungen mit Gas alle drei Jahre. Die Kontrolle muss auf vorgeschriebenen Formularen dokumentiert und darf nur durch einen zertifizierten Techniker durchgeführt werden - und auch hier hapert es oft. "Man sollte sich das Zertifikat zeigen lassen. Es muss alle fünf Jahre erneuert werden - nicht nach, sondern innerhalb von fünf Jahren. Dass die Firma so einen Schein hat, ist das erste, auf das man achten muss - und zwar nicht nur der Chef, sondern jeder, der an einem Heizkessel arbeitet", erklärt Lüth.
Bei der Kontrolle testet der Techniker neben der korrekten Funktionsweise vor allem die Abgaswerte der Heizung. Ist die Anlage effizient genug? Stößt sie nicht zu viele Schadstoffe aus? Das sind wichtige Fragen, denn eine korrekt funktionierende Heizung verbraucht weniger Brennstoff, schont die Umwelt und die Gesundheit.
Selbstkontrolle
Wie problematisch Heizungsinstallationen in Belgien sind, zeigt die Statistik. Fast nirgendwo in Europa gibt es so viele Tote durch Kohlenmonoxidvergiftungen und die werden oft durch schlechte Heizungsinstallationen hervorgerufen. Doch warum kontrolliert das keiner? "Bei unseren Nachbarn gibt es den Schornsteinfeger, der die Aufgabe hat, die Anlagen zu überprüfen und notfalls stillzulegen. Das gibt es in Belgien nicht. Hier obliegt die Aufgabe eigentlich dem Heizungsbauer. Wenn die Anlage nicht konform ist, darf er sie außer Betrieb setzen. Ob er das aber tatsächlich auch macht, ist eine andere Überlegung, denn schließlich möchte er den Kunden ja behalten."
Im Moment kontrolliert sich die Branche also hauptsächlich selbst. Wie gut so etwas funktioniert, zeigt der Abgasskandal in Deutschland - nämlich überhaupt nicht. Es gibt zwar Kontrolleure der Wallonie, die Bußgelder verhängen und im Extremfall auch die Heizung stilllegen können, aber in der Praxis passiert das kaum. Auch Versicherungen können die Zahlung verweigern, wenn bei Schäden durch die Heizung die korrekten Papiere nicht vorhanden sind.
Die Zeche für die fehlende Selbstkontrolle der Branche und die laxe Verwaltung seitens der Behörden zahlt also - wie beim Abgasskandal - der Verbraucher.
ake/mg