Samstag, 12 Uhr, am Parkplatz Casinoweiher an der Lütticher Straße. Ein knappes Dutzend Naturfreunde haben sich trotz Minustemperaturen und eisigem Wind eingefunden, um sich auf den Weg zu machen. Unterwegs mit dem erfahrenen Waldpädagogen und Naturführer Michael Zobel geht es auf etwa siebeneinhalb Kilometern um die bewegte Geschichte der Region, um Neutral-Moresnet, die Eyneburg, den Bergbau.
Vorbei an Hunderten von früh blühenden Narzissen, die mit gesenkten Köpfen dem Frost trotzen, ziehen die Wanderer vorbei an alten Bergwerksstollen und über die ehemalige Loren-Trasse durch eine wunderbare erwachende Natur.
Michael Zobel weiß, wo man die Mineralien findet, nach denen über die Jahrhunderte rund um Kelmis geschürft wurde. Vorwiegend Zink- und Bleierze sind es, die man hier findet. Und der aktuelle Bezug wird natürlich thematisiert. "Was passiert eigentlich in Zukunft? Es gibt schon interessierte Firmen und vielleicht verändert sich die Welt- und Marktlage ja einmal so, dass es sich wieder lohnt, hier mit modernen Verfahren auf Erkundung zu gehen", sagt Zobel.
Sorgen ums Trinkwasser
Und wie beurteilt der Experte in Sachen Natur um Umwelt die Stimmung in der Region? "Die Stimmung richtet sich hier in der Region sehr gegen diesen möglichen Bergbau", so Zobel. "Ich persönlich frage mich, wie lange wir noch so weiterleben und wie lange wir diesen Planeten noch gnadenlos ausbeuten können. Es wäre wichtig, darüber nachzudenken, wie wir Rohstoffe sparen oder recyceln können. Es gibt viele Möglichkeiten. Wir können nicht alles aus diesem Planeten rausholen. Das macht die Lebensgrundlage vieler Menschen kaputt - hier aber auch weltweit."
Mit Blick auf ein mögliches Aufleben des Bergbaus in der Region macht sich Zobel vor allem Sorgen um das Wasser. "Hier sollen Erkundungsbohrungen bis 500 Meter Tiefe gemacht werden, d.h. alle Grundwasserleiter werden angebohrt und vermischen sich dann vielleicht auch mit den Metallen aus dem Boden. In Kelmis, Hergenrath und der näheren Umgebung gibt es viele Trinkwasseranlagen. Das gefährdet also ganz klar das Trinkwasser hier in der Gegend, aber es gibt auch noch viele weitere Folgen, die zu bedenken sind. Meine Meinung ist, dass die wirtschaftlichen Profite nicht denselben Wert haben, wie das, was hier durch den Bergbau kaputt gemacht wird."
Bürgerinitiative BIHU
Nach Informationen der Bürgerinitiative Hergenrath Umwelt BIHU hat es bislang allerdings keinen neuen Antrag des an Probebohrungen interessierten Bergbauunternehmens Walzinc gegeben. Im Januar hatte der wallonische Umweltminister Carlo Di Antonio das Genehmigungsverfahren eingestellt, weil Walzinc seinen Antrag nur in Kelmis und Bleyberg, nicht aber in den sieben anderen betroffenen Gemeinden öffentlich ausgehängt hatte.
Aber die Initiative will wachsam bleiben und informieren. "So wie viele besorgte Bürger in der Region haben wir das sehr genau verfolgt. Durch die verschiedenen Informationsabende und Versammlungen wissen wir jetzt, dass eine Wiederaufnahme des Bergbaus ein Problem für die Umwelt, unsere Lebensqualität und das Grundwasser wäre. Dadurch, dass wir uns für den Schutz unserer Umwelt einsetzen, sind wir natürlich nicht für eine Wiederaufnahme des Bergbaus. Auf unserer Webseite Bihu.eu findet man zum Projekt Walzinc alle Informationen, unsere Position und auch die Petitionen", erklärt eine Sprecherin der Bürgerinitiative.
Nach knapp vier Stunden ist die Galmei- und Narzissenwanderung in Kelmis zu Ende. Und den Wanderern bleiben nachhaltige Eindrücke von einer prächtigen Natur, die in Gefahr ist, zerstört zu werden. "Mir hat die Ausführung von Herrn Zobel besonders gut gefallen, dass hier auf Teufel komm raus Raubbau betrieben worden ist, die Gegend dadurch aber stinkereich geworden ist und wir heute in dritter oder vierter Generation immer noch davon profitieren. Der Raubbau muss in dieser Form aber nicht weiterbetrieben werden und man sollte sich überlegen, was wir in Zukunft machen", so das Fazit einer Teilnehmerin.
rs/mg