Wie kann man sich schützen, wenn es zu einem ernstzunehmenden Reaktorunfall kommt? Eine Möglichkeit ist, vorbeugend Jodtabletten zu schlucken. Ab sofort werden solche Tabletten auch in Belgien zum Nulltarif in den Apotheken ausgegeben.
Aber einen Run auf die Jodtabletten hat es am ersten Tag in Ostbelgien noch nicht gegeben. Einige Kunden waren aber schon da, um sich für den Fall der Fälle zu wappnen, bestätigen die Apotheker Ralph Mertens (Eupen) und Claudia Arimont (St. Vith).
Erst vor rund 14 Tagen waren die Apotheken in der Deutschsprachigen Gemeinschaft über die Aktion informiert worden. Und die vom Innenministerium angekündigte Broschüre gibt es noch nicht.
Empfohlen: Bis 18 Jahre
"Hier bei uns sind die Tabletten vor allem wichtig für Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre - alle, die sich noch im Wachstum befinden", erklärt Claudia Arimont. "Jeder Haushalt mit Kindern bis 18 sollte diese Jodtabletten zu Hause haben, auch Schulen, Tagesmütter und so weiter."
"Die Altersgruppe zwischen 18 und 40 ist weitaus weniger gefährdet. Weil wir etwas weiter weg wohnen von den Atomkraftwerken, müssen Leute dieser Altersgruppe nicht mehr unbedingt Jod einnehmen. Und über 40 ist die Gefahr von Nebenwirkungen durch die Jodtabletten höher als die Gefahr einer Erkrankung durch die Strahlung ohne Jodtabletten."
Schutz im Haus suchen
Die Jodtabletten sind kein Allheilmittel gegen Strahlung. "Man darf eins nicht vergessen: Das schützt nur gegen das radioaktive Jod. Eine nukleare Katastrophe hat natürlich auch andere Schäden zur Folge", erklärt Ralph Mertens.
"Man muss den Leuten erstmal erklären, dass es wichtig ist, ins Innere eines Hauses zu gehen, die Fenster zu schließen und dann abzuwarten, wie es weitergeht. Die Jodtabletten darf man auch nicht egal wann nehmen. Dafür gibt es einen bestimmten Zeitpunkt - sonst ist die Wirkung nicht gewährleistet."
GAU vermeiden
Für die nukleare Sicherheit ist die DG nicht zuständig, die Verantwortung liegt bei Innenminister Jambon. Gesundheitsminister Antonios Antoniadis ist froh, dass die Verteilung begonnen hat. Schließlich hat er seinen Teil dazu beigetragen. "Ich habe mich dafür eingesetzt, dass diese Sicherheitszone von 20 auf 100 Kilometer erweitert wird. Dass das jetzt geschehen ist und dass der Noteinsatzplan neu ausgearbeitet worden ist, ist eine gute Sache."
Die eigentliche Baustelle liegt woanders: Wenn es zum GAU kommt, mögen Jodtabletten für einen Teil der Bevölkerung Schutz bieten. Entscheidend wird sein, dass es erst gar nicht soweit kommt.
"Wir setzen uns dafür ein, dass das Kraftwerk abgeschaltet wird, wenn es ernstzunehmende Bedenken gibt. Dafür werben wir bei jeder Gelegenheit, die wir haben, bei den entsprechenden Instanzen, das heißt vor allem beim Ministerium in Brüssel."
rs/km
Irgendwie sehe ich da Übereinstimmungen was Politik und Wirtschaft betrifft D-B. In D verweigert die Autoindustrie eine Hardware-Nachbesserung der dreckigen Diesel, updatet die Autos mit einem absolut sinnlosen Softwareupdate, und hier in B. da leider die Betreibergesellschaft zur Stromerzeugung privatisiert wurde, und noch nicht mal belgisch ist, wird alles herunter gespielt, wenn es um die KKWs geht. Eine Alternative sehe auch ich nicht auf kurze Zeit, vollständig auf alternative Energien um zu steigen. Falls es aber doch mal krachen sollte in Doel oder Tihange, da werden wir genau das Gleiche erleben, wie Menschen in Tschernobyl oder Fukushima, oder Sellafield. Und alles wird vermieden werden, zumindest anfangs, direkt die Tatsachen öffentlich zu machen.