Der Begriff sagt es: Mager-Sucht. Es beginnt mit einer Diät und kann als eine Form der Sucht enden. Die Statistik ist erschreckend: Jeder Fünfte, der an Magersucht erkrankt, stirbt daran - sei es durch Multiorganversagen infolge von Mangelernährung, durch plötzlichen Herztod oder schlicht, weil er sich bewusst zu Tode hungert.
Das drohte auch Inès, die heute 15 Jahre alt ist. Sie hat mit dem Wechsel von der Grundschule in die Sekundarschule angefangen, sich und ihren Körper kritisch zu betrachten und mit anderen zu vergleichen. Sie wollte anderen gefallen und hat eine erste Diät gemacht. So hat die Spirale begonnen. Im letzten Sommer hat sie in drei Monaten 15 Kilo abgenommen. Da war klar, dass sie in Gefahr ist. Inès hat sich in die Aachener Klinik einweisen lassen.
Psychische Erkrankung
Magersucht spielt sich im Kopf ab: Die Betroffenen haben in der Regel ein verfälschtes Bild von sich selbst. In der Fachsprache heißt das "Körperschemastörung". Es ist eine Frage der Selbstwahrnehmung. Trotz Untergewichts empfinden sich die Betroffenen selbst als zu dick. Deshalb versuchen sie, immer weiter Gewicht zu verlieren.
Professor Beate Herpertz-Dahlmann ist die Direktorin der Klinik für Jugend-Psychiatrie und -Psychotherapie in Aachen. Sie beschreibt das Problem so: "Die Patienten finden sich viel dicker, als sie tatsächlich sind. Das steuert diese extreme Angst, die sie vor einer Gewichtszunahme haben."
"Das Schlimme ist: Wenn die Magersucht um die Pubertät herum auftritt, wenn die Menschen noch wachsen, bringt sie große Schäden für die körperliche Entwicklung mit sich. Die Knochen können sich nicht richtig entwickeln, das Gehirn kann sich nicht richtig entwickeln. Das ist der Grund, warum wir uns um die Patienten so viele Sorgen machen."
Fernsehshows
Ein direkter Zusammenhang mit Fernsehsendungen wie Germany's Next Topmodel, wo alles sich ums Äußere und die Figur dreht, besteht nicht. Solche Shows können aber Mädchen beeinflussen, die schon in gewisser Weise ein gestörtes Verhältnis zum Essen haben, sagen die Experten.
Magersucht entwickelt sich in einem langen Prozess. Außerdem gibt es vermutlich Gene, die Mädchen oder Jungs für eine Essstörung empfänglich machen. Das sagen Psychologen und Ärzte übrigens auch den Eltern von Betroffenen, wenn diese Schuldgefühle wegen der Krankheit ihres Kindes haben.
jp/km