"Das ALEGrO-Projekt ist eine Stromleitung zwischen Belgien und Deutschland, die aber im Moment noch nicht existiert", sagt Markus Berger, Leiter des Infrastrukturbereichs bei ELIA. Lange dauert es jedoch nicht mehr, denn die Arbeiten sind schon in vollem Gange. 90 Kilometer ist sie lang, die erste Stromverbindung zwischen Belgien und Deutschland und kostet insgesamt rund 500 Millionen Euro. Sie verbindet unterirdisch Lixhe, in der Gemeinde Visé, mit dem deutschen Oberzier im Kreis Düren.
Ziel des Projektes ist die Optimierung der Stromversorgungssicherheit. Stromschwankungen könnten, wenn nötig, besser ausgeglichen werden und Belgien könnte im Notfall auf Strom aus dem deutschen Netz zurückgreifen und umgekehrt. Tausend Megawatt kann die neue Leitung transportieren - das sind rund zehn Prozent des durchschnittlichen Stromverbrauches in Belgien. Außerdem möchte Übertragungsnetzbetreiber ELIA die erneuerbaren Energien verstärkt mit einbinden. Und, das Projekt ermöglicht eine Konvergenz der Marktpreise.
Belgien hat bereits Stromverbindungen zu Frankreich und den Niederlanden - auch eine Verbindung nach Großbritannien ist geplant. Denn bis 2020 wollen alle europäischen Länder 15 Prozent ihrer Stromerzeugung exportieren, beziehungsweise importieren können. Die neue Verbindung zu Deutschland wird die Zusammenarbeit vereinfachen, wie Markus Berger erklärt: "Sie wird uns das Verwalten von Abläufen vereinfachen. Weil wir im Moment keine direkte Verbindung zwischen Belgien und Deutschland haben, läuft vieles über die Niederlanden oder via Luxemburg oder Frankreich. Also, wir werden ein viel zuverlässigeres Verwaltungssystem bekommen."
Mitte Januar hat man an drei Stellen mit den Bauarbeiten begonnen. In Lixhe wird gleich neben dem Umspannwerk von ELIA eine Konverterstation errichtet - sie ist notwendig, da das bestehende Stromnetz mit Wechselstrom, die neue ALEGrO-Verbindung jedoch mit Gleichstrom betrieben wird. Zwei Jahre soll der Bau der Anlage dauern.
Eine weitere Baustelle ist die Erdkabelverbindung, die 49 Kilometer von Lixhe zum Grenzübergang nach Lichtenbusch führt. Am Grenzübergang hat man bereits mit den Bauarbeiten begonnen. Kilometer für Kilometer arbeitet man sich dort voran und verlegt Drainage- sowie Hochspannungskabel. Und das, immer entlang schon bestehender Infrastrukturen, wie zum Beispiel der Autobahn. In der Deutschsprachigen Gemeinschaft werden keine Privatgrundstücke von den Arbeiten betroffen sein. Insgesamt verläuft die Leitung in Belgien durch 14 Gemeinden, unter anderem durch Raeren, Lontzen und Eupen.
Die dritte Baustelle ist der Mikrotunnel, der es ermöglicht, das Erdkabel unter der Maas und dem Albertkanal zu verlegen.
In zwei Jahren schon sollen die Arbeiten abgeschlossen sein und die Stromleitung, die Belgien und Deutschland unterirdisch verbindet, in Betrieb genommen werden.
Lena Orban