Eine gute Nachricht vorweg: Katastrophal ist der Zustand der Flüsse und Bachläufe in der Region nicht - zumindest noch nicht. Denn Probleme gibt es trotzdem. "Zum Beispiel die Wasserqualität an sich", erklärt Ingrid Rosenstein, die das Projekt begleitet. "Weil Wasser eben belastet wird durch nicht geklärte Abwässer, durch Einträge aus der Landwirtschaft, aber auch Industrien und Privathaushalten. Auch Waschmittel, die man verwendet, die nicht geklärt werden, gelangen letztendlich irgendwann in das nächstgelegene Fließgewässer."
Außerdem sorgt der Mensch dafür, dass sich Flüsse nicht mehr ganz natürlich ihren Weg durch die Landschaft bahnen können. Flussbetten werden begradigt und betoniert - der ökologische Wert des Flusses geht verloren.
Um die Qualität des Wassers und der Ufer zu erhalten und zu verbessern, sieht der Flussvertrag Maas-Unterlauf regelmäßige Bestandsaufnahmen vor. Dabei werden sogenannte schwarze Punkte notiert, die darauf hinweisen, dass an dieser Stelle der Fluss daran gehindert wird, richtig zu fließen, oder dass es dort Abfallablagerungen gibt.
In den Gemeinden Lontzen und Raeren gibt es insgesamt 411 solcher schwarzen Punkte - davon sind 19 Prozent (78 Punkte) durch die Landwirtschaft bedingt. Ein Grund mehr, die Landwirte mit einzubeziehen: "Wir wollen mehrere Akzente aufgreifen in diesem Leader-Projekt und da war eben eine Idee, auch mal Kontakt aufzunehmen mit den Landwirten, weil wir da auch einen gewissen Handlungsbedarf sehen."
"Uns geht es nicht darum, mit dem Finger auf eine bestimmte Berufsgruppe zu zeigen, aber wir können natürlich in diesen kleineren Veranstaltungen nicht das ganze Projekt abdecken und deshalb müssen wir Etappe für Etappe vorgehen."
Alle müssen mitziehen
Bei der Veranstaltung waren nur wenig Landwirte anwesend, die aber diskutierten mit den Experten. Dabei wurde die Walhorner Molkerei angesprochen - die weit mehr für die schlechte Qualität der Gewässer verantwortlich sei, als die Landwirte, so ein Anwesender. Auch verschiedene Düngemethoden und deren Auswirkung auf die Wasserqualität wurden diskutiert.
Der pensionierte Landwirt Leo Kessel ist davon überzeugt, dass sich etwas ändern muss. "Wenn alle bereit wären, etwas zu tun, dann würde das weitaus mehr bringen als das, was man jetzt macht. Ich habe immer den Eindruck, man zeigt gerne mit dem Finger auf eine Berufsgruppe. Landwirtschaft ist eben mit der Natur und der Umwelt verbunden, das geht leider nicht anders. "
Also: Alle müssen ran. Und das ist gar nicht so schwierig, sagt Ingrid Rosenstein. "Bewusster einkaufen, bewusster wegschütten. Man kann vieles wegbringen, vor allem wenn es Chemikalien sind. Solche Dinge gehören einfach nicht ins Abwasser. So kann man die Last für die Kläranlagen mindern, wenn jeder etwas dazu beiträgt."
"Man muss sein Auto nicht vor der Garage putzen, dafür gibt es extra Waschanlagen. Es gibt viele kleinere Dinge, die man tun kann und wenn ich dann sehe, wie viel wilder Müll entsorgt wird. Das muss ja auch nicht sein."
Lena Orban