"Lectio Divina" - wörtlich übersetzt "Göttliche Lesung" - ist eine sehr alte Form der Bibellesung, die seit dem Mittelalter vor allem in Klöstern praktiziert wurde. Mittlerweile gehen auch immer mehr Gemeinde- und Basisgruppen diesen Weg des betenden Lesens von Bibeltexten.
Der Seelsorgerat Ostbelgien verspricht sich davon eine Glaubensvertiefung und neue Impulse für die Zukunft der Kirchengemeinden. "Wir müssen Angebote schaffen, um den Menschen zu ermöglichen - auch wenn Priester nicht mehr da sind -, sich um das Wort Gottes zu versammeln. Die Bibel ist kein einfaches Buch, deshalb ist es wichtig, dass man begleitet wird und das in Gemeinschaft erlebt", erklärt Pfarrassistentin Manuela Theodor.
Stille, Gebet, Leseschlüssel
Die Lectio Divina-Treffen dauern 75 bis 90 Minuten und sind von Momenten der Stille und des Gebets begleitet. Leseschlüssel und Impulsfragen helfen, den Bibeltext zu verstehen und zu verinnerlichen. "Es gibt auch ein paar Rituale, zum Beispiel die Bibel rund zu reichen, um uns bewusst zu machen, dass wir uns um dieses Wort versammeln und wir das Miteinander teilen", so Manuela Theodor.
In den ostbelgischen Pfarrverbänden gibt es schon eine Resonanz auf das Angebot der Lectio Divina. Allein in St. Vith haben sich 60 Menschen angemeldet. Dort haben sich die ersten beiden Kleingruppen am Aschermittwoch getroffen. "Es ist sehr gut gestartet. Ich war total begeistert, was bei so einem Austausch rum kommt und wie bereichernd es ist, auf die anderen zu hören."
In Malmedy hat man schon gute Erfahrungen mit der Lectio Divina gemacht. Dort treffen sich auch junge Menschen zum gemeinsamen Bibellesen. Das würde sich auch der Seelsorgerat Ostbelgien wünschen. Manuela Theodor weiß von der Begeisterung der Jugendlichen für Fahrten nach Taizé, Lourdes oder Banneux. "Ich glaube, dass das auch ein guter und einfacher Weg ist, mit jungen Menschen unterwegs zu sein", sagt Manuela Theodor.
Fastenzeit
Die Lectio Divina soll langfristig in den ostbelgischen Pfarren verwurzelt werden. Die Fastenzeit mit der Vorbereitung auf Ostern könne dazu ein guter Start sein, meint Manuela Theodor. "Ich glaube, es gibt einfach auch ein anderes Verständnis vom Leben der Fastenzeit. Es geht ja nicht nur in erster Linie darum zu verzichten, sondern darum sich Zeit zu nehmen für sich selbst, für die Beziehungen zu den Mitmenschen und für Gott. Und ich glaube, das ist bei den Treffen schon gewährleistet."
Die Lectio Divina ist für jeden offen und benötigt keine theologischen Vorkenntnisse. Informationen wann und wo die Gruppen starten, gibt es bei Manuela Theodor (0475 / 73 75 69) und beim jeweiligen Pfarrverband.
mb/mg