Still und klar ruht der See. Und er führt in diesen Tagen reichlich Wasser. Bis zu 800.000 Kubikmeter kann die Perlenbachtalsperre speichern.
8.500 werden täglich in der Wasseraufbereitungsanlage umgesetzt. Da sind die 20 bis 25 Kubikmeter für Küchelscheid und Leykaul nicht mehr als ein Tropfen auf dem heißen Stein. Im Sinne der Nachbarschaftshilfe ist der Wasserversorgungszweckverband Perlenbach aber gerne bereit, der Gemeinde Bütgenbach auszuhelfen. Zumal das meiste Wasser vom belgischen Gebiet her der Talsperre zufließt: "Das macht den besonderen Charme aus: Es regnet in Belgien ab, wird dann quasi über Deutschland geleitet, hier aufbereitet und dann wieder zurück gefördert nach Belgien. Also ein richtiger Kreis", sagt Derk Buchsteiner vom Wasserversorgungszweckverband Perlenbach.
Außer Küchelscheid-Leykaul beliefert der Zweckverband auch den Raerener Ortsteil Petergensfeld mit Trinkwasser aus der Perlenbachtalsperre, daneben auch das Haus Tenell und ein paar belgische Forsthäuser nahe der Grenze. Vor allem aber fast 19.000 Haushalte in sieben Gemeinden – bis vor die Tore von Düren.
Entnommen wird das Wasser aus der Mitte des Sees. In zwölf Metern Tiefe führt ein Stollen unter dem Damm zu der Stelle, die Derk Buchsteiner und seine Leute gerne auch mit einem Badewannenstöpsel vergleichen. Von hier aus wird das Rohwasser in die Aufbereitungsanlage geleitet. "Dem Wasser wird eine Chemikalie zugesetzt, zuerst mal Kalkmilch und Kohlensäure, um das weiche Wasser aufzuhärten. Um es dann filtrierbar zu machen, muss noch ein weiterer Stoff hinzugefügt werden, nämlich Eisen(III)-Chlorid. Das Eisen verbindet sich mit den Inhaltsstoffen und so lässt das Wasser sich dann später filtrieren", erklärt Buchsteiner.
Erst einmal sieht das Wasser hier trüber aus als in der Talsperre. "Man ist verwundert: In der Talsperre ist das Wasser eher klar, aber befinden sich sehr viele gelöste Inhaltsstoffe darin, die nicht ins Trinkwasser gelangen sollen. Dazu bedient man sich dieses Stoffes, der macht das Wasser filtrierbar und später sieht man, dass daraus Trinkwasser wird", so Buchsteiner.
Die Perlenbachtalsperre ist in den 1950er Jahren gebaut worden, den Zweckverband gibt es seit 1971. Der neue Teil der Trinkwasseraufbereitungsanlage ist erst gut 15 Jahre alt. Die Filteranlage aus Edelstahl sei der "ganze Stolz", sagt Derk Buchsteiner. Nach der Filtration sorgen UV-Reaktoren, dass sich im Wasser keine Keime tummeln - sicher ist sicher.
Gründlich geprüft wird die Qualität des Trinkwassers fortwährend im betriebseigenen Labor: "Das ist unabdingbar. Wenn man Oberflächenwasser aufbereitet, braucht man das, aber wir konzentrieren das nicht nur hier auf diesen Standort, sondern überprüfen mit dem Labor auch die Netzproben und sind auch gerne bereit, im Kundenauftrag Analysen durchzuführen", sagt Derk Buchsteiner. "Nach zwei Filtrationsprozessen wird dem Wasser noch ein sogenannter Korosionsinhibitor zugesetzt, damit das Wasser im Kontakt mit Graugussleitungen nicht braun gefärbt wird und last but not least – das ist dem Wesen der Oberflächenwasseraufbereitung zuzurechnen – wird noch eine Abschlussdesinfektion vorgenommen und in unserem Fall ist das mit Chlor."
So wie man es auch aus dem Schwimmbad kennt: "Man schmeckt das. Also wenn man das direkt aufbereitete Wasser zu sich nehmen würde, schmeckt man natürlich zu einem nicht desinfizierten Wasser schon den Chlorgeschmack heraus. Aber spätestens auf einer Fließstrecke von sechs bis sieben Kilometern ist der Chlorgeschmack als solches nicht mehr wahrnehmbar", meint Buchsteiner.
Ist das Wasser aufbereitet, wird es mit mächtigen Pumpen in die 21 Hochbehälter im Versorgungsgebiet gepumpt. Das braucht Strom, den der Perlenbachverband selbst zu einem Drittel vor Ort erzeugt - mit Hilfe der Wasserkraft.
Von den Hochbehältern aus gelangt das Trinkwasser im freien Gefälle zu den Kunden. Wesentlich für die Wasserversorgung in diesem Gebiet sind vor allem die Hochbehälter in Mützenich, in Höfen und in Kalterherberg, von wo aus auch die 120 Einwohner in Küchelscheid und Leykaul beliefert werden - für wie lange, muss sich zeigen.
Stephan Pesch