Der Kirchplatz in Kelmis: die scheinbar unendliche Geschichte eines umstrittenen Parkplatzes. Seit 2003 wird über seine Neugestaltung diskutiert. Aber lange Zeit blieb es beim Reden. Echte Dynamik entstand erst im Oktober 2016, als die Koalition von PFF, Ecolo und SP sich daran machte, einen Masterplan zu entwickeln. Eine Kommission wurde gegründet - darin auch Vertreter der Geschäftswelt, von Vereinigungen, Räten...
Einig waren sich alle, dass der Kirchplatz ein Lifting erfahren sollte, nicht zuletzt, um eine Belebung des bislang vom Blech bestimmten Areals zu erreichen. Aber Streitpunkt blieb stets die Parkplatzfrage - bis heute.
Vor kurzem haben auf Initiative von Christian Busse, der den Zeitschriften- und Tabakladen Press Shop am Kirchplatz betreibt, 26 Einzelhändler eine Petition unterschrieben. Sie wendet sich vor allem gegen die Streichung von Stellplätzen. "Es geht natürlich auch um mein Geschäft. Durch die Renovierung des Parkplatzes habe ich Angst, dass ich Kundschaft verlieren werde. Vor meinem Geschäft werden einige Parkplätze wegfallen und die Leute würden ja heutzutage am liebsten in das Geschäft reinfahren und nicht in Kauf nehmen, 100 oder 200 Meter zu Fuß zu gehen, um bei mir ein Paket Zigaretten oder einen Lottoschein zu kaufen", sagt Christian Busse.
Existenzgefährdung
Die Geschäftsleute sehen sogar ihre Existenz gefährdet, fürchten zumindest um den Umsatz und fühlen sich zudem nicht wirklich gut informiert durch den Bürgermeister und seine politischen Mitstreiter."Kunden beschweren sich jetzt schon über Parkplätze. Es wird angepriesen, dass drei Parkplätze hinzu kommen, aber das ist definitiv zu wenig. In Kelmis ist eine schöne Dynamik entstanden und viele Geschäfte sind dazu gekommen. Es wäre schade, die Kunden wieder zu verlieren", sagt Céline Schillings vom Geschenke- und Pralinengeschäft Kadoline.
Und Bianca Renard von der Papeterie Renard in der Kirchstraße ergänzt: "Wir Neulinge hatten überhaupt keine Informationen zum Kirchplatz, wir haben das zufällig erfahren. Christian Busse vom Press Shop hat uns den Plan ausgehändigt, damit wir sehen können, was gemacht wird und was nicht."
Goebbels verweist auf Notwendigkeit
Der Kelmiser Bürgermeister nimmt die Einwände ernst, kann ihnen aber inhaltlich nicht wirklich folgen. Er verweist vor allem auf Notwendigkeiten, die sich durch das Programm der Stadterneuerung, die "rénovation urbaine" ergeben. Die Wallonische Region winkt mit Fördermitteln, die aber nur fließen, wenn die Bedingungen erfüllt sind. "Es wird gefordert, den Kirchplatz als Begegnungsstätte zu kreieren - das ist eine Grundvoraussetzung, um eine Subvention der Wallonischen Region zu erhalten. Parkplätze werden nicht subventioniert", erklärt Louis Goebbels.
Kommenden Dienstag, 19 Uhr, lädt die Gemeinde im Select zu einer Informationsversammlung für die Bürger ein. Es ist damit zu rechnen, dass dann noch einmal die Wellen hoch schlagen werden. Denn der Kirchplatz in Kelmis ist ein Herzstück der Gemeinde und damit eine Herzensangelegenheit für fast alle Einwohner. Eines ist sicher: Louis Goebbels und seine Koalitionäre wollen noch in diesem Wahljahr das Projekt entscheidend vorantreiben und mit dem Umbau beginnen - mit oder ohne Zuschüsse der Wallonischen Region. Schließlich hat Kelmis schon eine Menge in Masterplan und Vorprojekt investiert.
rs/mg