Der Helikopter von Bra-sur-Lienne muss nach Houffalize fliegen. Dort braucht eine Patientin eines Seniorenheims dringend Hilfe. Ihr Leben ist in Gefahr. Der Notarzt realisiert eine Echographie. "Die Echographie ist sozusagen die Verlängerung des Stetoskops, der Hände des Arztes und der klinischen Untersuchung. Mit ihr können Fragen beantwortet und die Diagnose und die Behandlung verfeinert werden. So können wir auch manchmal auf nicht invasive Methoden verzichten und dem Krankenhaus mehr Informationen geben, die eine schnellere Betreuung ermöglichen", erklärt Dr. Didier Moens.
Der Patientin geht es schlecht. Mit dem Helikopter können Patienten dreimal schneller als mit der Ambulanz ins Krankenhaus gebracht werden. Dies gilt besonders im ländlichen Bereich, weil die großen Krankenhäuser oft weit entfernt sind. "Bei spitalexternen Einsätzen zählt jede Minute, man muss so schnell wie möglich zum Patienten gelangen, um erste Maßnahmen zu ergreifen und ihn zu stabilisieren. Dann muss man schnell das Krankenhaus erreichen, damit der Patient direkt in den OP-Saal kommt oder zum Kardiologen oder zur Reanimation, um ihn sofort behandeln zu können. Der Vorteil ist auch, dass wir sehr früh die Spezialisten im Krankenhaus informieren können, damit sie auf unsere Ankunft vorbereitet sind."
Wettlauf mit der Zeit
Es geht zur Notfallaufnahme des Unikrankenhauses von Lüttich, wo das Team auf die Patientin wartet. Es ist ein Wettlauf mit der Zeit. "Der Zeitgewinn für Patienten aus Gegenden mit schlechter Anbindung ist bedeutend. Besonders in lebensbedrohlichen Situationen ist es wichtig, die angepasste technische Infrastruktur schnell zu erreichen. Es handelt sich hier um eine äußerste Notsituation", sagt Dr. Romain Betz.
Um rund um die Uhr einsatzfähig zu sein, ist das Notfallzentrum von Bra-sur-Lienne auf die Hilfe eines Teams angewiesen: Verwaltungspersonal, ein Mechaniker, 15 Ärzte und neun Rettungssanitäter bilden das Team. "Ich nehme die Anrufe entgegen, ich notiere die GPS-Koordinaten des Helikopters, die genauen Adressen. Dann fragen wir nach spezifischen Informationen über den Gesundheitszustand des Patienten: Handelt es sich um ein Kind, ein Baby, einen Erwachsenen, für welches Problem werden wir gerufen? Befindet sich die Person zu Hause, an einem öffentlichen Ort, ist es ein Unfall, hat die Person bereits gesundheitliche Probleme? Mit diesen Infos können wir uns auf den Einsatz vorbereiten", erklärt Maxime Louis, Rettungssanitäter in Bra-sur-Lienne.
1.203 Einsätze in 2017
Fünf Piloten wechseln sich ab und müssen stressresistent sein. Wichtig ist, so schnell wie möglich einsatzfähig zu sein. Im vergangenen Jahr wurden 1.203 Einsätze geflogen. Das Team setzt alles daran, die Arbeit so gut wie möglich durchzuführen. "Wir lernen, mit unseren Emotionen umzugehen. Das Gefühl, alles für den Patienten getan zu haben, hilft uns, mit den Situationen umzugehen."
3,5 Millionen Euro braucht das Zentrum pro Jahr, um rund um die Uhr Dienste versehen zu können. Gemeinden, die Provinz und Spenden tragen zum Haushalt bei.
Chantal Delhez