Der Wasserversorgungs-Zweckverband Perlenbach liefert Trinkwasser an 50.000 Einwohner in 19.000 Haushalten - von Monschau, Simmerath und Roetgen bis in die Gemeinden Nideggen, Hürtgenwald, Kreuzau und Heimbach.
Ab kommenden Dienstag kommen noch die beiden Grenzorte Küchelscheid und Leykaul hinzu. "Das sind rund 20 Kubikmeter pro Tag für die beiden Ortsteile. Bei 8500 Kubikmetern, die wir am Tag aufbereiten, ist das eher ein Tropfen auf den heißen Stein", sagt Derk Buchsteiner vom Wasserversorgungszweckverband Perlenbach. "Ich sehe das als gesunde Nachbarschaftshilfe, Wasser an die Nachbarkommunen liefern zu können und ihnen in diesem Fall aus dieser Situation ein wenig zu helfen."
Und das werden die belgischen Nachbarn auch schmecken: "Es ist leichtes Wasser. Es ist leicht aufgehärtet, damit der ph-Wert stabilisiert wird. Der ph-Wert ist als solches höher. Ich denke, dass die Kunden auch saisonal einen Unterschied zum bisherigen Quell- und oberflächenbeeinflussten Wasser feststellen werden", erklärt Buchsteiner.
Denn bislang kommt das Trinkwasser für Küchelscheid und Leykaul in zufälliger Mischung aus einer Quellfassung und einer Brunnenbohrung. Bütgenbachs Schöffe Charles Servaty lebt selbst in Küchelscheid. "Wir verfügen derzeit nicht über die technische Möglichkeit, die Mischung des Wassers so zu gewährleisten, dass die Normen dauerhaft erfüllt sind. Daher und auch aus Vorsorge ist es ratsam, die technische Verbindung zu schaffen."
Bütgenbach will eigenständig bleiben
Allerdings soll das Wasser nur vorübergehend aus Deutschland bezogen werden, bis eine dauerhafte Lösung für die Versorgung mit eigenem Trinkwasser gefunden wurde, sagt das Bütgenbacher Gemeindekollegium. "Es ist für uns eine natürliche Verpflichtung, eine Frage des politischen Willens, aber auch der Ehre, hätte ich fast gesagt, eigenständige Wasserversorger und -verteiler zu bleiben als Gemeinde Bütgenbach. Und das zählt für alle sieben Ortschaften: für die fünf großen, aber auch für die beiden kleineren, Küchelscheid und Leykaul."
Im vergangenen Frühjahr hatte die Gemeinde alles in die Wege geleitet, um den letzten Baustein im eigenen Wasserversorgungskonzept zu setzen - auch weil 2019 die letzte Ausnahmegenehmigung wegen des niedrigen pH-Wertes des Wassers ausläuft. Der leichte Säuregehalt sei zwar an sich kein Problem, heißt es. Er kann aber dazu führen, Metalle auszuwaschen.
In diesem Sommer nun zeigten die regelmäßigen Analysen stellenweise Werte für Blei oder Aluminium, die über den strengen Grenzwerten lagen - was die betroffenen Bürger bei der Informationsversammlung teils empört vorbrachten. Verständlich, meint der deutsche Wasserversorger: "Schwermetalle bergen immer einen Grund zur Besorgnis. Man muss dieser Quelle auf den Grund gehen. Das ist heute sehr lebhaft diskutiert worden."
Um jedes Risiko auszuschließen, hat das Bütgenbacher Gemeindekollegium auf Anordnung der Aufsichtsbehörde in Namur Anfang November beschlossen, die Voraussetzungen für einen Anschluss ans deutsche Netz zu schaffen. "Das ist bereits durch die jeweiligen Arbeiterdienste erfolgt. Und ab dem 2. Januar wird dann vorübergehend die Bevölkerung von Küchelscheid und Leykaul durch das Trinkwasser des Wasserverbandes Perlenbach beliefert", erklärt Schöffe Servaty.
Mehrere Optionen
Bis Februar/März erwartet das Bütgenbacher Gemeindekollegium vom Studienbüro Vorschläge für eine dauerhafte Lösung. "Es liegen verschiedene Optionen auf dem Tisch. Die müssen alle beziffert und dann verglichen werden. Und ab da gilt dann trotzdem eine ganz weite, lange Strecke das Oberprinzip, dass man gerne auch für die sechste und siebte Ortschaft der Gemeinde eigener Trinkwasserversorger und -verteiler bleiben möchte."
Mit soviel Nachdruck auf Bütgenbacher Seite hat Derk Buchsteiner vom Wasserversorgungszweckverband Perlenbach auch überhaupt kein Problem. "Also da habe ich erstmal keine Aktien. Ich habe ja heute herausgestellt, dass wir ausschließlich beliefern und nicht versorgen."
"Ich würde es begrüßen, wenn wir die Gemeinde Raeren mit dem Ortsteil Petergensfeld wie auch die Gemeinde Bütgenbach mit den beiden Ortsteilen Küchelscheid und Leykaul als sogenannten Sonderabnehmer begrüßen zu können. Aber das Örtlichkeitsprinzip der Wasserversorgung sollte immer Vorrang haben, wenn denn die Güte und Menge ausreichen, um die örtliche Versorgung sicher zu stellen."
Stephan Pesch
Kleiner Nachtrag weil dies im vorliegenden Pressebericht keinerlei Erwähnung findet. Genau diesen Vorschlag hat die Opposition am 17.10.2017 im Gemeinderat als Zusatzpunkt zur Abstimmung gebracht. Damals lehnte die Mehrheit unseren Vorschlag kategorisch ab! Super das, nach einer gewissen Schonfrist (der Vorschlag kam ja von der Opposition), unser Vorschlag jetzt vom Gemeindekollegium umgesetzt wurde. Die "missbrauchten" Ratsmitglieder der Mehrheit sollten sich vielleicht einige Fragen stellen.