Vor etwa 200 Gästen aus Wirtschaft und Politik meinte AVED-Präsident Ludwig Henkes, dass es nun darauf ankomme, dass für junge Talente in der Region auch Ostbelgien eine Option bei der Karriereplanung sei.
Angesichts des guten Geschäftsklimas rechnet IHK-Präsident Dr. Marc Knauf mit einem weiteren Anstieg der Zahl der Erwerbstätigen in den nächsten zwei Jahren. Der Fachkräftemangel habe inzwischen jedoch alle Branchen der ostbelgischen Wirtschaft erfasst.
"Die ostbelgischen Betriebe sind sehr stark mit der deutschen Industrie vernetzt. Viele haben deutsche Kunden. Wenn es dem deutschen Markt gut geht, haben die ostbelgischen Firmen auch viel Arbeit", sagt Marc Knauf.
"Die Auftragslage wird in den nächsten Jahren voraussichtlich sehr gut werden. Dem gegenüber steht aber ein Problem - ein europäisches Problem und auch ein ostbelgisches Problem: der zunehmende Fachkräftemangel. Die Ausbildung ist sehr gut, Ostbelgier sind sehr oft mehrsprachig. Und gut ausgebildete Ostbelgier sind auch in den Nachbarländern Frankreich, Luxemburg, Deutschland und den Niederlanden sehr begehrt."
Industrie 4.0: Antrieb für die regionale Produktion
Im Mittelpunkt der Veranstaltung in Eupen stand ein Festvortrag von Prof. Dr. Detlef Zülke über die "Industrie 4.0" und die Auswirkungen auf Unternehmen und Gesellschaft. Zühlke ist Hauptinitiator der Technologie-Initiative SmartFactory in Kaiserslautern.
"Das Internet verändert im Moment alles: nicht nur unser persönliches Leben, sondern auch das Leben in der Fabrik. Wir werden jetzt erleben, dass das Internet von den oberen Ebenen der Unternehmensplanung weiter durchgreift auf die unteren Ebenen bis hin zu den Motoren, Antrieben und Sensoren in den Maschinen", erklärt Prof. Dr. Zülke. "Alles wird über das Internet vernetzt werden und damit werden wir völlig neue Ansätze bekommen, wie wir dann auch technische Lösungen gestalten."
Entscheidend sei jedoch der Kunde. "Die Technologie kann immer nur Angebote machen. Der Kunde entscheidet, ob diese Angebote gekauft werden. Und der Kunde verändert sich im Moment. Er kann sehr schnell am Rechner etwas konfigurieren und bestellen, möchte es dann aber auch sofort geliefert haben."
"Das müssen wir zukünftig ermöglichen. Und das wird nicht mehr gehen, indem wir die Güter in China herstellen lassen und dann über sechs Wochen im Seetransport nach Europa bringen."
Dadurch werde die vierte industrielle Revolution vor allem auch der regionalen Industrie nutzen. "Aber das geht nicht mehr in der alten Variante. Wir müssen völlig neue Wege finden, wie wir sehr agile Produktionen, die sich schnell dem Markt anpassen, hier aufbauen können - die zu Preisen produzieren, die nur leicht über den heutigen Preisen aus Fernost liegen."
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