Helmut Büttner sitzt in seinem "shack", seiner Funkbude. Von hier meldet er sich mit seinem offiziellen Rufzeichen und wartet auf Antwort aus der Ferne. Vor fast 50 Jahren hat er das Morsen gelernt. Damals gehörte es zur Prüfung für Amateurfunker.
Der schnelle Wechsel von kurzen und langen Zeichen ist nur für geübte Telegrafisten zu verstehen. "Das ist reine Übungssache", erklärt Amateurfunker Helmut Büttner. "Leute, die dieses Hobby fortwährend praktizieren, gehen da mit einer wahnsinnigen Geschwindigkeit ran. Im Pflichtfach mussten wir damals 60 Zeichen pro Minute schaffen - das war schon nicht langsam. Die schaffen aber 150 ohne mit der Wimper zu zucken - natürlich mit einer automatischen Taste, mit der Handtaste ist das nicht mehr drin. "
Seine Leidenschaft pflegt Helmut Büttner mit Gleichgesinnten im Verein. Die Radioamateure der belgischen Ostkantone - kurz RBO - zählen ein Dutzend Mitglieder. Sie treffen sich einmal im Monat. Gefunkt wird aber jeden Abend. Das Morsen hat für die Funker immer noch eine große Faszination. "Faszinierend ist, dass man mit ganz geringen Mitteln und kleinen Leistungen die möglichst größte Entfernung überbrücken kann", sagt Büttner.
Die Amateurfunker kommunizieren mit der ganzen Welt - bis auf die kleinste Insel gehen die Verbindungen. Sie werden gerne mit sogenannten QSL-Karten bestätigt. Helmut Büttners Sammelstücke kommen aus den exotischsten Ecken. Morsen kennt keine Kultur- oder Sprachgrenzen. "Durch die Abkürzungen war man nie an eine Sprache gebunden. Man konnte sich Dinge mitteilen, ohne die Sprache zu beherrschen - das war der Vorteil beim Morsen: Die Abkürzungen waren international", erklärt Büttner.
Ein besonders Erlebnis war für Helmut Büttner eine Verbindung zum früheren jordanischen König Hussein - selbst Amateurfunker. "Den habe ich zufällig mal nachts erwischt, als er mit seinen ehemaligen Kommilitonen in Verbindung war. Ich hab mich dann da rein gemeldet und einige Worte mit ihm austauschen können. Und freundlicherweise hat er mir auch eine Bestätigung zugeschickt", erinnert sich Büttner.
Morsen ist heute nicht mehr üblich und nicht mehr notwendig. Doch sollte die moderne Kommunikation im Notfall zusammenbrechen, kann das Morsen Rettung bringen. "Sollte es mal eine Katastrophe geben und die Handymasten ausfallen, dann ist alles tot und nichts läuft mehr. Man müsste dann versuchen, eine Verbindung auf direktem Wege zu machen."
Auch im digitalen Zeitalter wollen die Radioamateure der belgischen Ostkantone die Funk- und Morse-Tradition weiter pflegen und würden sich freuen, wenn sich mehr junge Leute ihrem Hobby anschließen.
mb/mg