Bei ihrer Umfrage sind die Studenten wirklich sehr detailliert vorgegangen. Die Ergebnisse umfassen mehrere hundert Seiten. Ein generelles Fazit lässt sich aber trotzdem ziehen - und das lautet, dass es sich in Ostbelgien doch ganz gut leben lässt.
Die Befragten der 300 Haushalte fühlen sich jedenfalls im Großen und Ganzen wohl hier. Es gibt genügend Freizeitangebote, Jobs und so weiter. Nachholbedarf gibt es allerdings bei den öffentlichen Verkehrsmitteln und beim kulturellen und gesellschaftlichen Leben abseits der größeren Orte, zum Beispiel in Hinblick auf Arztpraxen oder Geschäfte.
An der Umfrage waren rund 35 Studenten beteiligt. Vier Tage haben sie in Ostbelgien verbracht und zufällig ausgewählte Haushalte besucht - aus praktischen Gründen nur im Norden der DG, also in Raeren, Kelmis, Eupen und Lontzen. Für die Studenten war das ein Praktikum. Sie sind also keine Umfrageexperten und haben quasi geübt, wie man eine wissenschaftliche Umfrage durchführt.
Bei der Umfrage wurde unter anderem auch danach gefragt, ob die Deutschen, die hier wohnen, Ostbelgien nur als Schlafstätte benutzen oder nicht. Dabei raus gekommen ist, dass die Herkunft schon beeinflusst, wo sich die Leute zum Beispiel in ihrer Freizeit aufhalten. Haushalte, bei denen mindestens eine Person aus Deutschland stammt, fahren beispielsweise viel öfter nach Aachen zum Kino oder einkaufen. Aber auch die Ostbelgier aus dem Norden der DG gehen vorwiegend in Deutschland einkaufen.
Man kann also einerseits sagen, dass Deutsche, die hier wohnen, nicht auch zwangsläufig ihren Lebensmittelpunkt nach hier verlegen, weil sie weiter in Deutschland ihre Freizeit und ihren Job haben, aber andererseits gibt es eben auch eine starke Tendenz von Ostbelgiern Kultur- oder Shoppingangebote in Deutschland wahrzunehmen.
Ministerpräsident Oliver Paasch hat sich bereits Anfang der Woche im Parlament zu der Umfrage geäußert - und schien sehr zufrieden. Die Umfragewerte bestätigten die Vorhaben in den verschiedenen Bereichen, die die Regierung selbst schon angekündigt habe, erklärte Paasch. Damit zeige sie, dass man die Herausforderungen für die DG richtig eingeschätzt habe.
Er freute sich darüber hinaus auch sehr über den Datensatz an sich, denn es ist selten, dass solche Befragungen so spezifisch auf die DG zugeschnitten werden, fand es jedoch schade, dass es keine Daten zu Eifeler Haushalten gibt. Vielleicht ja eine Aufgabe für die nächste Studentengeneration...
ake/mg