Für die einen ist es ein wichtiger Baustein in der Erforschung und Entwicklung von Therapieverfahren in der Medizin. Für die anderen ist es Tierquälerei. Alle zugelassenen Wissenschaftseinrichtungen in der Wallonie nutzen Tiere im Labor. Überwiegend sind es Nagetiere (65%) wie Ratten und Mäuse, aber auch Hasen (24%) und Fische (10%) sind darunter. Im letzten Jahr gehörten auch 29 Hunde und 4 Katzen zur Gruppe der Tiere, an denen neue Wirkstoffe und Therapien getestet wurden.
Die Tiere werden verschiedenen Verfahren ausgesetzt, wie die Entnahme von Organen oder die Verabreichung von Elektroschocks, sagt Georg Kremer, Mitglied der Tierschutzorganisation GAIA. "Viele Experimente sind einfach überflüssig ... Ein Nachteil ist, dass die wissenschaftliche Forschung leider Gottes nicht so gut kooperiert, dass man die Anzahl der Tierversuche europaweit wirklich stark reduzieren könnte."
Gemäß den Zahlen des Öffentlichen Dienstes der Wallonie wurden 2016 weniger Tierversuche eingesetzt als im Jahr 2015. Die Anzahl ging um rund 16 Prozent zurück. Ein Trend, der für ein gutes Gefühl nicht ausreicht, sagt GAIA-Vertreter Georg Kremer. "Jede noch so positive Meldung über den Rückgang der in Laboratorien eingesetzten Tiere ist unbefriedigend, weil eigentlich viel zu wenige Alternativen gesucht werden."
Um die Erforschung von Krankheiten voranzutreiben, sei man auf Tierversuche angewiesen, sagen viele Forscher. Das ist den Gegnern zu einfach gefasst. Sie sind überzeugt, dass es verlässliche Alternativen zu Tierversuchen im Labor gibt - zum Beispiel menschliche Zellkulturen. "Es besteht die Möglichkeit, beispielsweise durch Zellforschung ... oder nicht-invasive Studien, den Einsatz von Tieren zu vermeiden." Für bestimmte Tests seien auch Versuche an Freiwilligen denkbar, so Kremer. Das würde im übrigen auch bereits gemacht. Eine andere Möglichkeit wäre es, Tierversuche an alten Tieren durchzuführen, um den Einsatz von gesunden Tieren zu vermeiden.
Also soviel Tierschutz wie möglich, so wenig Tierversuche wie nötig? "Eine Welt ohne Tierversuche ist unrealistisch", sagt Kremer "und für die wissenschaftliche Forschung werden auch weiterhin Tierversuche erforderlich sein." Allerdings: Die Zahl von 600.000 im Jahr in Belgien sei auf jeden Fall zu hoch.
Das Wallonische Parlament will spätestens zum Ende der Legislaturperiode einen Kodex zum Tierschutz verabschieden. Ab 2019 könnten dann verbindliche Maßnahmen für die Haltung und die Gesundheit von Tieren gelten.
Judith Peters