Die Voraussetzungen waren günstig. Hatten doch neben dem Aachener Stadtbibliothekar Christian Quix (1837), der Postdirektor Rutsch (1879) und der Eupener Pfarrer Johann Gerhard Heinen, 20 Jahre später, solide Grundlagen für die Ortsgeschichte gelegt.
Einen ersten Anlauf zur Gründung eines Gewerbemuseums erfolgte im Mai 1892, als sich der Niedergang der Tuchindustrie schon abzeichnete. "Die Bevölkerung hat anscheinend auch Sachen gebracht, trotzdem ist es nie zur Errichtung eines Museums gekommen. Wir können nicht nachvollziehen, warum es nicht dazu gekommen ist, denn es gab ja wichtige Unterstützung aus der Industrie und Politik. Man weiß auch nicht, wo die Gegenstände hingekommen sind. Auf jeden Fall ist die Idee gestorben", sagt Els Herrebaut.
"Eine zweite Initiative kam vom Eifel-Verein. Sie hatten extra eine Museumskommission ins Leben gerufen, um endlich für Eupen ein Museum zu errichten - ein Heimatmuseum. Leider ist aus der Idee auch nichts geworden, weil sie keinen Platz hatten, um ein Museum einzurichten." Die Leiterin des Eupener Staatsarchivs betrachtet die Initiative des einflussreichen Eifel-Vereins als glatten Fehlschlag.
Museum in der Haasstraße
Der nächste Versuch konnte von der Unterstützung des Generalgouvernements Baltia profitieren, war aber durch den Hinweis auf die Zeit vor 1815 politisch motiviert. Im Kindergarten Haastraße konnte in der Tat ein Museum eröffnet werden. Mit dem Ende des Baltia-Regimes und dem gleichzeitigen Ausbleiben der finanzielle Förderung war 1926 aber aus Eupener Sicht Schluss mit dem aus Malmedy gesteuerten Gesamtverein.
In der Folge trat der Museumsverein vor allem durch die Organisation von sog. Heimatschauen in Erscheinung. Die in Eupen vorherrschenden politischen Spannungen der Zwischenkriegszeit spiegelten sich natürlich auch im Museumsverein. Wie Els Herrebout herausfand, belastete das Verhältnis zu den offiziellen Repräsentanten der Stadt vermutlich aber schwerer. "Der ständige Clinch mit der Stadt Eupen ist eigentlich eine Konstanten in der Geschichte des Museumsvereins der dreißiger Jahre", sagt Els Herrebaut.
Kreismuseum
Die mit dem deutschen Einmarsch 1940 einhergehende Annektion stellte die Ehrenamtlichen des Museumsvereins in Eupen unter die deutsche, sprich rheinische Museumspflege, und in den Dienst NS-Ideologie. "Im Sommer 1940 kamen Leute vom Museumsverin aus Düsseldorf. Sie sollten inspizieren, wo man Museen einrichten könnte. Für Eupen kam dann sofort die Idee auf, das im Haus Kaperberg 4 unterzubringen. Nach 20 Jahren Fremdherrschaft wollte man der Bevölkerung endlich mal die nationalsozialistischen Gedanken näher bringen - und das war eben durch die Errichtung eines Museums möglich."
Wobei das Kreismuseum eine Geschichte für sich darstellt. Heute weiß man, dass Ankäufe getätigt wurden, deren Verbleib noch erforscht werden müsste. Eröffnet wurde das Museum nicht - kriegsbedingt. Aber schon 1951 kam es in Eupen wieder zur Gründung eines Geschichtsvereins, aber ohne Museum.
Geschichtsverein für das Eupener Land
"Das war eine Initiative von Intellektuellen, die nicht so nah an der Bevölkerung waren - nämlich von den beiden Lehrern Havenith und Kohnemann, zusammen mit Otto Eugen Mayer. 1951 haben sie einen Geschichtsverein gegründet, aber nicht nur für Eupen, sondern für das Eupener Land. Sie haben das geographisch sehr bewusst beschränkt auf die Banken vom Limburger Land: Bank Eupen, Bank Walhorn, Bank Montzen und Bank Baelen. Und durch die geographische Einschränkung war auch direkt die zeitliche Einschränkung möglich: die Zeit vor 1800", erklärt Herrebaut.
Auch diesem Verein war kein langes Leben beschert. Fünf Jahre nach der Gründung gingen diesem Verein bereits die Mittel aus. Es sollte weitere zehn Jahre dauern, bis zur Neugründung jenes Vereins, der bis heute fortbesteht und der im vergangenen Jahr sein 50-jähriges Bestehen feierte. Inzwischen geht der Geschichtsverein auch online. Wissenschaftlich flankiert wird die Arbeit der ehrenamtlich Tätigen sogar durch ein Zentrum für Regionalgeschichte. Die Leiterin des Staatsarchivs, Els Herrebout, ist jedenfalls recht zuversichtlich. "Vor allem in den letzten Jahren gab es einige junge Historiker, die das durchbrochen und gesagt haben, wir wollen auch das 20. Jahrhundert, die Kriegszeit und auch die Nachkriegszeit bearbeiten. Sie haben den Umgang mit der Geschichte entkrampft und versachlicht - und vor allem auch einen wissenschaftlichen Unterbau gegeben, der vorher fehlte."
rkr/mg