Kryokonservierung heißt das Einfrieren nach dem Tod. Ikob-Direktor Frank-Thorsten Moll hat im Rahmen seiner Veranstaltungsreihe "Moll trifft..." mit Klaus Sames gesprochen, einem Kryoniker.
Kryonik fuktioniert folgendermaßen: Nach dem Tod wird der Leichnam ziemlich schnell gekühlt. Eine Art Frostschutzmittel wird dann in den Körper gepumpt. Das nennt man Verglasung, weil dabei keine Kristalle entstehen, die die Gefäße verletzen, wie beim üblichen Einfrieren.
In Detroit in den USA gibt es eine große Lagerhalle, wo diese "verglasten" Menschen aufbewahrt werden. In riesigen Tanks gefüllt mit flüssigem Stickstoff, hängen dann immer sechs Menschen kopfüber. Kryoniker Klaus Sames erklärt warum: "Wir bringen den Kopf natürlich ganz tief, weil Stickstoff verdampft, und es könnte mal zu viel Stickstoff verdampfen. Dann haben wir das Gehirn sicher. Das Gehirn ist das Individuelle am Menschen. Alle anderen Organe können wir klonen, können wir wiederherstellen. Das Gehirn ist individuell programmiert. Das ist deswegen ganz unersetzlich und deswegen kommt es ganz tief in den Stickstoff."
Bevor man aber in so einen Tank mit Stickstoff kommt, muss man jede Menge Papiere ausfüllen – es werden richtige Verträge gemacht. Da muss also schon vieles im Vorfeld organisiert werden, außerdem wird diese Lagerung bisher nur in Amerika angeboten. Und was passiert, wenn man wieder zurückgeholt wird, weiß niemand. Denn bisher ist noch niemand "aufgeweckt" worden.
Kryoniker hoffen auf den wissenschaftlichen Fortschritt in der Zukunft. Bei Experimenten mit Zellen hat man festgestellt, dass es möglich ist, sie einzufrieren und dann auch wieder aufzutauen, und dass sie dann lebensfähig sind. Das erhoffen sich die Kryoniker auch vom ganzen Menschen. Aber bei so großen Organismen ist der Vorgang schon deutlich komplizierter.
Mediziner stehen Kryonikern sehr skeptisch gegenüber und haben eine andere Auffassung vom Tod: "Wenn der eingetreten sei, dann kann man nichts mehr machen." Klaus Sames ist selber Wissenschaftler und Mediziner. Er sagt aber, dass die Aussage "man könne nichts mehr machen" in unserer Welt nicht mehr richtig sei. Seine Ansicht vom Tod ist etwas anders: "Tod gibt es nicht, es gibt nur die Abwesenheit von Leben. Und es gibt ein langsames Vergehen des Menschen, wenn das Herz stillsteht und die Organe versagen. Von Tod würde ich erst reden, wenn kein Krümelchen mehr des Lebenden übrig ist." Klaus Sames sieht also den Tod nicht als Grund, nicht mehr weiter zu existieren.
lo/okr