Die Gemeinde Burg Reuland kann sich rühmen, schon ganz früh dabei gewesen zu sein. 1980 wurde sie mit 23 anderen Gemeinden in der Wallonie ausgewählt für eine "Pilot-Aktion" - damals lief das noch unter der Bezeichnung "ländliche Erneuerung" und wurde begleitet von der Fondation Rurale.
In der Zwischenzeit hat es weitere Teilnahmen an diesem Programm gegeben für die Gemeinde Burg-Reuland. Mittlerweile wird sie, wie andere Gemeinden in der Deutschsprachigen Gemeinschaft, von der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Ostbelgien begleitet - Christian Reuter heißt der Ansprechpartner oder Projektmanager, was Burg-Reuland angeht.
Im vergangenen Jahr wurde eine neue Bestandsaufnahme gemacht, im Frühjahr gab es dann zwölf Dorfversammlungen, auf denen die Bürger ihre Sicht der Dinge darlegen konnten - beides wurde zusammengebracht und wird nun nächste Woche vorgestellt, einmal am Montag, dem 6. November um 20 Uhr in Braunlauf und am Mittwoch, dem 8. November in Lascheid. Das ist im Grunde die nächste Etappe.
Nächste Etappe
Die Leute sollen also zum einen erfahren, was aus ihren Anregungen bei den Dorfversammlungen geworden ist. Vor allem aber können sie daran mitarbeiten, erste Themenschwerpunkte für die ganze Gemeinde zu bestimmen. Wo beispielsweise etwas zu unternehmen wäre in Sachen Nahverkehr oder Nahversorgung, wo es an Treffpunkten fehlt oder wie darauf zu reagieren ist, dass die Gesellschaft gerade auf dem Land immer älter wird... Das sind aber jetzt nur ganz allgemeine Beispiele - wo genau der Schuh drückt, das sollen die Einwohner der Gemeinde Burg-Reuland selbst bestimmen.
Und das ist der Punkt: Die Leute sollen mitmachen, mitreden - das ist über die Jahre der zentrale Ansatz für die Ländliche Entwicklung geworden. Anfangs ging es auch in Burg Reuland darum, in die Grundinfrastruktur zu investieren, wie in Wasserleitungen oder Bürgersteige. Später kamen dann auch Fragen hinzu wie die Wohnungssituation oder die Verkehrsanbindung.
Soziale Treffpunkte und das Aufwerten von Dorfkernen spielten immer schon eine Rolle - das alles mit dem Ziel, Leben in den Ort zu bringen, dass die Einwohner die Zukunft ihres Dorfes in die Hand nehmen, so wie das mittlerweile auch über andere Initiativen mit europäischen Leader-Mitteln gefördert wird. Beispiele sind die lokalen Aktionsgruppen "100 Dörfer - 1 Zukunft" im Süden der Deutschsprachigen Gemeinschaft und "Zwischen Weser und Göhl" im Norden.
Ohne aktive Teilnahme der Bürger geht es nicht
Für eine Teilnahme am Programm zur Ländlichen Entwicklung braucht es zuallererst einen organisatorischen Rahmen: den schaffen die Gemeinden. Sie beantragen auch, in das Programm aufgenommen zu werden, unterstützt durch ein Begleitorgan wie die Wirtschaftsförderungsgesellschaft.
Interessant sind vor allem auch die Zuschüsse, die sozusagen als Anreiz von der Wallonischen Region ausgeschüttet werden - da lässt sich schon mal das ein oder andere Projekt verwirklichen, das für die Gemeinde oder die Dorfgemeinschaft zu teuer gewesen wäre. Auf der anderen Seite kann es aber auch ganz schön lange dauern, ehe dann endlich mal etwas realisiert wird.
Voraussetzung ist aber immer, dass die Bürger mitziehen, sei es, indem sie sich daran beteiligen, Leitziele oder Projekte auszuarbeiten, sei es indem sie sich darum bewerben, in die Örtliche Kommission für Ländliche Entwicklung aufgenommen zu werden - in Burg Reuland läuft die Frist für die Bewerbung übrigens noch bis zum 31. Dezember.
Wo das Interesse, sich dort einzubringen, nicht besteht, macht es keinen Sinn. Diese leidige Erfahrung musste die Gemeinde St. Vith machen, die darum auch aus dem Programm zur Ländlichen Entwicklung ausgestiegen ist.
Stephan Pesch