Der Goldene Schnitt fasziniert die Menschen schon seit Jahrhunderten. Man findet ihn in der Natur und in Alltagsgegenständen wieder. Für viele ist er einfach der Schlüssel zur Schönheit, wie Murielle Denis von der Abtei in Stavelot
erzählt: "Der Goldene Schnitt ist überall zu finden und schon seit der Antike bekannt. Schon Pythagoras hat von ihm berichtet. Das Seitenverhältnis 1:1,618 ist nicht neu. Die Zahl steht aber auch für Proportionen, mit denen man schon lange arbeitet, wie die Alten Meister oder berühmte Architekten. Aber man findet das auch in der Natur zurück."
Die perfekte Harmonie
In der Ausstellung kann man Bild für Bild das Prinzip entdecken, das für manch einen die perfekte Harmonie darstellen soll. Wie zum Beispiel in Da Vincis Werk 'Der vitruvianische Mensch'.
"Von der Antike bis zum Internet - alle haben mit dem Golden Schnitt gearbeitet", sagt der Direktor der Abtei, Virgile Gauthier. "Wir entschlüsseln mit dieser Ausstellung den Code des Goldenen Schnitts, aber auf eine attraktive und spielerische Art und Weise [...] Fast alle großen Künstler haben sich vom Golden Schnitt inspirieren lassen. Er ist allgegenwärtig – sei es im Fußball, in der Sonnenblume, im Pinienzapfen, im Parthenon oder in der Cheops-Pyramide."
Ausstellung ist eine Herausforderung
Die Ausstellung ist ein Ereignis, weil es die erste Ausstellung dieser Art in Belgien ist, die sich alleine dem Goldenen Schnitt widmet. Eine Herausforderung für die Abtei Stavelot.
"Ich habe meinen Mitarbeitern da schon einiges abverlangt", gibt Virgile Gauthier zu, "ganz einfach, weil wir keine Mathematiker sind. Deshalb haben wir mit dem Haus der Mathematik in Quaregnon bei Mons zusammengearbeitet. Denn sie haben die Mission, die Mathematik zu entdramatisieren, sie verständlicher zu machen, ja sie spielerisch und sogar sexy darzustellen. Und da wir das gleiche Ziel hatten, wird diese Ausstellung und Zusammenarbeit wegweisend sein."
Es ist eine didaktische Ausstellung, die sich an ein breites Publikum richten möchte, also nicht nur an Kenner einer mathematischen Formel, der man auch etwas Mystisches zuschreibt. Die Ausstellung in der Abtei Stavelot läuft noch bis zum 11. März 2018.
Der Goldene Schnitt ist überall ...
Vor 15.000 Jahren ritzten Künstler Tierfiguren in den Schiefer bei Gönnersdorf am Rand der Eifel. Einige waren dabei offenbar begabter als andere - ihre Gravuren können wir auch nach heutigem Empfinden noch als schön bezeichnen. Ihr Trick: Sie legten die Figuren nach dem goldenen Schnitt an.
Manuel Zimmermann/Télévesdre