Die Gäste aus Österreich sollen sich hier wohlfühlen - und dafür ist der Snoezel-Raum genau die richtige Einstimmung. Neun Kinder und ihre sieben Betreuer sind aus Tirol hierher gekommen, um neue Freundschaften zu knüpfen und eine unbekannte Region kennenzulernen. Für sie ist dieser Aufenthalt ein willkommene Abwechslung zum Schulalltag in Österreich. "Ich finde es einfach spitze, wenn sie mal was anderes sehen, sich austauschen und andere Kulturen kennenlernen können", sagt Amelie Steinlechner, einer der Betreuerinnen aus Tirol.
Auch die Kyno-Pädagogik, der Einsatz von Hunden im Unterricht, ist etwas Neues für die Tiroler Gäste. Kinder und Betreuer haben ihren Spaß mit den Hunden Bongo und Johnboy. Das Programm, das die Gemeinsame Grundschule Bütgenbach für ihre Besucher zusammengestellt hat, kommt an.
Susanne Wilfling, Schulleiterin der Allgemeinen Sonderschule in Schwaz, ist beeindruckt. "Von der Schule bin ich begeistert. Ich würde hier morgen sofort anfangen zu arbeiten, wenn sie nicht 700 Kilometer von meinem Heimatort entfernt wäre. Genau so stelle ich mir Inklusion vor. Die Mittel, die hier einfach in die Hand genommen wurden, um Kinder in allen Bereichen zu fördern - das ist wunderschön."
Vor allem für die Kinder ist der Aufenthalt ein Erlebnis. Die meisten sind zum ersten Mal in Belgien, und viele von ihnen sogar zum ersten Mal von zu Hause weg. "Manchmal haben einige am Abend Heimweh und trotzdem sind sie von den Eindrücken begeistert. Wir werden überall so freundlich empfangen und fühlen uns überall sehr willkommen. Wir genießen es - trotz Regenwetter scheint die Sonne", sagt Wilfling.
Die Schule aus Schwaz ist nicht die erste aus Tirol, die in Ostbelgien zu Gast ist. Auf Initiative des Eupeners Franz-Josef Vandenhirtz wurden die Freundschaftswochen ins Leben gerufen. "Wir fahren auch mit Kindern aus der Schule nach Österreich. Das ist dann ein Skiurlaub. Wir versuchen, den Kindern aus der Deutschsprachigen Gemeinschaft den Skisport beizubringen. Es werden Skilehrer und alles organisiert. Ich arbeite jetzt schon sieben Jahre mit den Leuten zusammen", so Vandenhirtz.
Möglich machen dies die Kiwanis-Clubs, die die Aufenthalte in Tirol und Ostbelgien finanzieren. Die internationale Bewegung setzt sich weltweit für Kinder ein. Schlüssel zum Erfolg sind die Partnerschaften. Auch nach Tirol gibt es intensive Kontakte. "Wir waren selbst noch im Mai vor Ort und haben uns die Sache angesehen. Wir haben mittlerweile einen sehr guten, freundschaftlichen Kontakt ins Zillertal zu den österreichischen Kiwanern", sagt Philippe Hilligsmann vom Kiwanis-Club Kelmis-Göhltal.
Das Zentrum für Förderpädagogik schätzt diese Unterstützung, ohne die solche Aufenthalte nicht möglich wären. Sie sind für Lehrer und Schüler eine wichtige Erfahrung. "Die Selbständigkeit bei den Schülern wird sehr entwickelt, aber auch bei der Schüler-Lehrer-Beziehung passiert etwas in solchen Tagen. Der Unterricht danach gestaltet sich ganz anders, der Umgang ist anders und es kann eine andere Bindung aufgebaut werden. Weiterer Mehrwert ist die Teambildung unter Lehrern: Solche Geschichten miteinander planen und umsetzen, bringt frischen Wind ins Team. Und auch im Bereich der Inklusion ist das für uns in der Öffentlichkeitsarbeit ein Mittel, um immer wieder darauf hinzuweisen, welche Rahmenbedingungen, welche Finanzen und welcher Einsatz notwendig ist, wenn man inklusive Gesellschaften leben möchte", erklärt Dirk Schleihs, Direktor des Zentrums für Förderpädagogik.
Für die Österreicher steht jetzt schon fest: Der Aufenthalt in Ostbelgien ist ein unvergessliches Erlebnis. Mit dem Lancier zur Dorfkirmes geht ihr Besuch in Bütgenbach zu Ende. In den nächsten Tagen erwartet die Tiroler Gäste noch ein buntes Programm in Eupen.
mb/mg - Bilder: Michaela Brück/BRF