Christa Benker blickt zurück. Im Oktober 1977 hat sie mit ihrem Mann und Gleichgesinnten den ersten Weltladen in Ostbelgien gegründet - mit viel Engagement und Idealismus. "Da war die Begeisterung viel größer und der Zeitgeist war ein ganz anderer. Damals sind ganz viele Bewegungen entstanden: die Friedensbewegung, die Dritte-Welt-Bewegung, die Umwelt-Bewegungen. Und so sind wir dann damals eingestiegen in die Dritte-Welt-Bewegung, vor allem auch weil ich mit meinem Mann viele Jahre im Kongo gelebt habe", erinnert sich Christa Benker.
Das Ziel der Weltladen-Bewegung ist bis heute gleich geblieben: mit dem Verkauf von Produkten aus den Ländern des Südens, den Menschen dort durch faire Bedingungen Perspektiven geben. Ein Ziel, das viele Stammkunden des Weltladens unterstützen.
Das Geschäft in der Hauptstraße ist der dritte Standort des St. Vither Weltladens, der in den 40 Jahren gewachsen ist. Am Anfang der Bewegung stand eine Aktionsgruppe, die Indio-Kaffee und Guatemala-Honig verkaufte. Heute ist das Angebot breiter. Es umfasst neben Nahrungsmitteln auch Kosmetikprodukte, Dekorations- und Geschenkartikel.
Wachstumsmarkt
Dass der Faire Handel ein Wachstumsmarkt ist, belegen die Zahlen. "Die Menschen in Belgien kaufen durchschnittlich für 14 Euro pro Jahr und pro Kopf Produkte aus fairem Handel. Das ist viel mehr also noch vor wenigen Jahren, aber es ist im Grunde verschwindend wenig. Trotzdem profitieren bereits 1,6 Millionen Kleinbauern vom fairen Handel", erklärt Guido Arimont vom Verwaltungsrat der VoG.
Neben dem Verkauf wollen die Weltläden informieren und Bewusstsein für fairen Handel schaffen - wie jetzt mit einer Karikaturen-Ausstellung über die Ungerechtigkeit bei der Nahrungsverteilung. Diese Aufklärungsarbeit und die strengen Kriterien für ihre Label unterscheiden sie von den großen Handelsketten. "Bei uns ist es zu 100 Prozent sicher, dass die Produkte aus fairem Handel sind - eben wegen dieser Bedingungen, die wir strikter einhalten und was bei anderen Großkaufhäusern vielleicht nicht unbedingt der Fall ist. Wenn ich ein anscheinend faires Bio-T-Shirt für 4,99 Euro verkaufe, dann kann das nicht fair sein. Das ist unmöglich. Derjenige, der das produziert hat oder daran gearbeitet hat, hat keinen gerechten Lohn für seine Arbeit erhalten", sagt Benker.
40 Jahre Weltladen St. Vith - das bedeutet auch viel ehrenamtliches Engagement. Ohne die freiwilligen Helfer könnte der Laden nicht laufen. Ein Engagement, das schon einiges bewirkt hat. "Wenn wir mit kleinen Produzenten reden, dann sind die unheimlich froh darüber, dass es den fairen Handel gibt. Sie haben ein sicheres Einkommen, denn wir machen Verträge auf lange Sicht und nichts kurzfristiges. Das ist für sie also eine Sicherheit. Sie können ihre Kinder zur Schule schicken und es ist keine Kinderarbeit mehr nötig", erklärt Benker.
Kein Gewinnziel
Der St. Vither Weltladen trägt sich selbst. Als VoG hat er im Unterschied zu den Handelsketten kein Gewinnziel. Eventuelle Gewinne fließen in Projekte, die ein getrennt geführtes Komitee fördert - zum Beispiel in der ostkongolesischen Flüchtlingsstadt Goma. "Dort wird ein Bauernhof, der Hof Schascha, gefördert, damit Lebensmittel für das Kinderheim produziert werden können", erklärt Arimont.
Regelmäßig kommen Schulklassen in den St. Vither Weltladen, um sich über den fairen Handel zu informieren. Christa Benker, die nun schon seit 40 Jahren Präsidentin ist, freut sich, wenn sie ihre Erfahrungen und ihre Begeisterung weitergeben kann. Ihr Wunsch zum Jubiläum: "Wir möchten gerne auch junge Leute ansprechen. Engagiert euch mit, um diese Arbeit fortsetzen zu können. Wir warten auf euch, die Türe ist offen."
Sein 40-jähriges Bestehen feiert der Weltladen am Freitagabend im Patchwork in St. Vith. Ab 19 Uhr lädt das Team zu einem Rückblick und Austausch ein. Außerdem ist am Sitz des Ministerpräsidenten in Eupen die Karikaturen-Ausstellung "Die Welt is(s)t nicht gerecht" zu sehen - noch bis zum 10. Oktober.
mb/mg - Bild: BRF Fernsehen