Sonja Radermeker-Theissen bindet einen "fairen Blumenstrauß". Seit zwei Jahren führt sie in Eupen ihren eigenen Laden. Doch schon viel früher hatte sie ihren damaligen Chef davon überzeugt, fair gehandelte Blumen zu verkaufen.
"Der Weltladen ist vor acht, neun Jahren auf mich zugekommen und hat gefragt, ob wir Interesse hätten, an der fairen Woche teilzunehmen. Und ich habe meinem Chef das damals unterbreitet. Der hat gesagt: Mach mal! Und dann habe ich einfach mal gemacht. Und seitdem bin ich mit dabei." Und das nicht nur in der fairen Woche, sondern das ganze Jahr über.
Der Fair-Trade-Blumenstrauß sei nicht mal teurer als ein herkömmlicher Blumenstrauß. "Es gibt Leute, die wirklich danach fragen. Ansonsten verarbeite ich auch einfach so Fair-Trade-Ware mit. Die Sträuße sind dadurch nicht teurer oder schlechter. Qualitätsmäßig und preismäßig sind sie identisch mit anderen Sträußen."
Sonja Radermeker-Theissen ist so gesehen ein guter Werbeträger für Fair-Trade-Produkte. Und auch mit Blick auf die belgischen Konsumenten sprechen die Zahlen dafür, dass man bewusster einkauft als früher.
In den Oxfam-Weltläden nimmt der Verkauf von Fair-Trade-Produkten zwar leicht ab, dafür legen die Supermärkte kräftig zu. Der Umsatz mit diesen Produkten hat 2015 noch 61,4 Millionen Euro betragen. Letztes Jahr stieg der Verkauf nochmal um 23 Prozent.
Angebot und Nachfrage
Alles prima, könnte man meinen. Doch der belgische Markt alleine rettet die Produzenten in der dritten Welt nicht, sagt Nicolas Lambert, Direktor von Fairtrade Belgium. Gut möglich sogar, dass der Kaffeebauer, der seine Bohnen unter dem Fair-Trade-Label verkauft, am Ende nicht mal rund kommt.
Und das habe einen einfachen Grund, so Lambert. Das Angebot von Fair-Trade-Produkten sei einfach noch immer größer als die Nachfrage. Und selbst mit einem Fair-Trade-Label stehen die Preise der Produzenten unter Druck.
Auf den ersten Blick mag der Handel mit Fair-Trade-Produkten groß aussehen, sagt Lambert. Aber sehr klein, wenn man sich den ganzen Lebensmittelmarkt in Belgien anschaue. In gewissen Bereichen habe man tolle Fortschritte gemacht. So liege der Anteil der Fair-Trade-Bananen bei über zehn Prozent. Aber bei gewissen Produktgruppen wie Schokolade sei der Anteil noch zu gering.
Rund 1.650.000 Landwirte wirken im Fair-Trade-Handel. Und viele würden auch den Nutzen spüren. Dies sei aber noch nicht viel im Vergleich zu den vielen hunderten Millionen Menschen, die auch versuchen, von der Landwirtschaft zu leben, sagt Lambert.
Nicht ganz so faire Preise
Der Weg zum fairen Handel ist noch lang und steinig. Ein Beispiel: Eccokim, ein Kollektiv aus Kakaobohnenproduzenten der Elfenbeinküste, kann nur die Hälfte der Ente zu Fair-Trade-Bedingungen verkaufen. Der Rest muss billiger verkauft werden. Weltweit können 40 Prozent der Fair-Trade-Produzenten nur die Hälfte ihrer Produkte zu fairen Preisen verkaufen. So steht es in einer Broschüre von Fairtrade International.
Auch Blumenhändlerin Sonja Radermeker-Theissen ist klar, dass sie mit ihren Fair-Trade-Blumen nicht gleich die ganze Welt retten kann. Aber sie will den Kopf nicht hängen lassen. "Mein Fazit ist, dass man die Welt zwar nicht auf einmal retten kann, aber wenn man schrittweise in die richtige Richtung geht, dann tut man seins ja auch schon dazu."
rtbf/morgen/mz - Bilder: Manuel Zimmermann