So sieht es aus, zumindest auf den ersten Blick. Freunde der lokalen Rockmusikszene haben sich am Samstag beim 'Back to the Slaughterhouse Festival' im Eupener Schlachthof getroffen. Schlagzeug, Gitarre, Bass und Klavier sind hier nicht nur was für Exoten.
Nach zehn Jahren Jukutu-Rock reichte es den Machern des Newcomer-Band-Wettbewerbs. Zusammen mit der Offenen Jugendarbeit im Süden der Deutschsprachigen Gemeinschaft war man sich einig: Jedes Jahr neue Bands finden und gegeneinander antreten lassen, das ist erst mal vorbei. Ein neues Konzept musste her, erklärt Deborah Emonts-Botz, Koordiantorin des neuen 'Back to the Slaughterhouse'-Festivals: "Wir haben einfach keine Bands mehr gefunden."
Also dürfen auch ältere Bands ran wie die Grunge-Band Loudness War. Die vier Jungs treten zum vorletzten Mal auf. Nicht, weil sie ihre Musik nicht mögen, sondern weil nur noch Bandmitglied Tim Hagelstein in St. Vith wohnt. Die anderen hat es nach Brüssel, Köln und Lüttich verschlagen. Das Ende des Rockbandzeitalters sieht Sänger und Gitarrist Sven Brauer noch nicht kommen: "Es wird immer Leute geben, die das mögen. Es werden vielleicht weniger, aber es werden dann auch wieder mehr. Ich glaube, dass Techno gerade in einer Phase ist, wo es sehr im Kommen ist. Das hatten wir schon mal in den 90er Jahren. Danach ist es auch wieder abgeflacht. Aber ich werde es nicht machen, nur weil es im Moment angesagt ist. Ich bleibe meinen Idealen treu."
Im Publikum ist an diesem Abend auch René Janssen von der Kulturvereinigung Chudoscnik Sunergia. Er bestätigt, dass Veranstaltungen mit handgemachter Musik gerade nicht hoch im Kurs stehen: "Sie funktionieren noch, haben es aber ein bisschen schwerer. Es ist weniger Partypublikum. Die Menschen, die kommen, kommen dann wirklich wegen der Musik. Die großen Rock-Festivals sind ja nach wie vor sehr gut besucht." Aber Konzerte hätten weniger von Party, sondern mehr von Kulturbesuch und das sei nicht das, was junge Menschen wollen, so Janssen.
Kein reizvolles Klima für Nachwuchsbands. Das muss auch Sven Brauer zur Zeit feststellen: "Es ist auf jeden Fall schwer geworden. Wir waren so ziemlich die letzte neue Band aus St. Vith. Über die letzten fünf bis sechs Jahre kamen keine Jugendlichen nach, die das Interesse hatten, eine Band zu gründen. Ich weiß nicht, woran es liegt. Das ist schade."
Tim Hagelstein würde nach dem Ende von Loudness War gerne eine neue Band gründen. Aber das ist halt ein Problem: "Wenn, dann Punk oder in Richtung Metal, aber bei uns in der Eifel ist keiner, der dafür zu haben ist."
Eric Sachse und Michelle Dittmann haben aus der Not eine Tugend gemacht. Das Duo Unwanted Desired aus Aachen funktioniert auch ohne Bassisten. Er, der 29-Jährige, singt und spielt Gitarre. Sie, die erst 17-Jährige, sitzt am Schlagzeug. "Wir hoffen, dass erreicht die Leute, dass sie sagen, wir wollen handgemachte Musik hören und nicht das, was von der Schallplatte oder dem DJ-Tisch kommt", sagt Michelle.
Nils Wimmer aus Erkelenz ist 16 Jahre alt. Dass er gerade nicht dem Mainstream angehört, ist ihm klar. Er sitzt an diesem Abend alleine mit der Gitarre auf der Bühne und singt. Musikunterricht hatte er keinen. Aber offenbar prägen auch die Eltern den Musikgeschmack. "Mein Vater hat mir ein bisschen Keyboard beigebracht. Meine beiden Eltern haben auch in Bands gespielt und gesungen. Dann bin ich irgendwann ans Gitarrespielen gekommen. Das hat mich einfach interessiert."
mz/okr - Bilder: Manuel Zimmermann - BRF