Streikposten stehen vor dem Öffentlichen Sozialhilfezentrum in Wiesenbach. Einige Kollegen sitzen innen und arbeiten - fast - wie gewohnt. Die, die draußen den Eingang besetzen, wollen nicht, dass ihre Verwaltungschefin Natascha Holper entlassen wird.
"Wir streiken vor allem, weil das Personal sehr, sehr aufgebracht ist, dass hier eine eventuelle Kündigung ihrer Generaldirektorin vorliegt, ohne dass sie im geringsten über die Gründe informiert worden sind. Schlimmer noch: Es wurde noch einmal ein ausdrückliches Unterstützungsschreiben für ihre Direktorin an die Mitglieder des Sozialhilferates geschickt. Man ist also total geschockt von der Situation und am Montagabend soll die Entscheidung schon gefällt werden", so Guido Reuter, der CSC-Gewerkschaftssekretär für Öffentliche Dienste.
"Bananenrepublik"
Die streikenden Personalmitglieder haben sich ausdrücklich für die neue Direktorin ausgesprochen. Mit ihr sei in nur einem Jahr vieles besser geworden. Für die Christliche Gewerkschaft eine ungewohnte Situation, sagt Guido Reuter. Üblicherweise streikt Personal, wenn es ein Problem mit der Direktion hat. "Das habe ich noch nie erlebt und deshalb ist es auch ganz selbstverständlich, dass wir als Gewerkschaft da voll hinter dem Personal stehen und unsererseits auch die Verantwortlichen nach den Gründen fragen. Dementsprechend haben wir auch eine Konzertierung angefragt, die uns allerdings erst nach der Entscheidung gewährt werden soll. Das klingt so ein bisschen nach Bananenrepublik", sagt Reuter.
Ob es überhaupt eine Entlassungsabsicht gab oder gibt, selbst dazu wollte sich der ÖSHZ-Verwaltungsrat nicht äußern. Der St. Vither ÖSHZ-Vorsitzende Paul Bongartz hat die streikenden Mitarbeiter des Dienstes aber am Montagmorgen getroffen. Dem BRF sagte er, er habe ihr Anliegen gehört und mitgeteilt, dass einer baldigen allgemeinen Konzertierung nichts im Wege stehe. Er habe in den letzten 16 Jahren immer auf Kommunikation statt auf Konfrontation gesetzt. Er hoffe, dass dies auch in diesem Fall möglich sei.
Klima der Angst
Anlass eines Konflikts könnte eine Entscheidung der ÖSHZ-Direktorin sein. Nachdem ein männlicher ÖSHZ-Kunde Anfang Juli vier Mitarbeiter angegriffen und zum Teil verletzt hatte, hatte sie ohne Absprache veranlasst, dass Besucher des Öffentlichen Sozialhilfezentrums erst klingeln müssen, bevor sie Einlass erhalten.
St. Viths Bürgermeister Christian Krings suchte am Montagmorgen auch das Gespräch mit den Streikenden. Stellung beziehen wollte er vor der Verwaltungsratssitzung am Montagabend aber nicht. Trotzdem bewertet die CSC den Besuch des Bürgermeisters positiv, erklärt Guido Reuter. "Das kann ich nur sehr begrüßen und da stecke ich auch große Hoffnungen drin. Ich finde es eine sehr gute Geste von ihm, sich ein Bild zu machen und sich darüber aufzuklären, wie das Personal denkt. Ich hoffe, dass er das am Montagabend auch bei den Ratsmitgliedern einbringen kann. Enttäuscht bin ich hingegen darüber, dass sich kein einziges Mitglied des Sozialhilferates sich informiert hat."
Die Streikenden wollten nicht vor der Kamera sprechen. Als Grund nannten sie die Sorge um ihren Arbeitsplatz. Für den CSC-Gewerkschaftssekretär herrscht im Öffentlichen Sozialhilfezentrum von St. Vith so etwas wie ein Klima der Angst. "Das gibt mir natürlich zu denken und das werden wir mit Sicherheit auch in die Konzertierung einbauen. Das ist schon beängstigend."
Die CSC fordert ein Einlenken. Mindestens das Vertagen einer Entscheidung. Bei einer Kündigung der Direktorin werde der Streik aber verschärft fortgesetzt, so Reuter.
mz/mm/mg - Bild: CSC