Croque Monsieur mit Mehlwürmern, Ziegenkäse mit Heuschrecken und Würmern, eine Tomate mit kleinen Grillen, sogenannten Heimchen und eine mit Würmern gespickte Traube. Magda Bihin wünscht guten Appetit und wir trauen uns.
"Es schmeckt nicht schlecht - ein bisschen so wie Hähnchen-Panade". Matthias ist begeistert und selbst überrascht davon, dass es ihm so gut schmeckt. Und auch dem Wirt fällt ein Stein vom Herzen. Seit wenigen Monaten gibt es an der Mühle am Flussufer des Bayehon nicht nur Bier und Wurstplatten, sondern auch getrocknete Insekten.
Jean-Yves Gilson war eigentlich Medienunternehmer - jetzt will der 51-Jährige aus Vielsalm Insekten salonfähig machen. "Du kannst Frösche essen, Garnelen oder Schlangen, und die Leute sind nicht wirklich angeekelt. Aber wenn du über Heuschrecken und Würmer sprichst, mögen sie es nicht. Das ist die Herausforderung: Die Leute zu überzeugen, dass es nicht schädlich ist, sondern normale Nahrung."
Normale Nahrung mit dem besonderen Gesundheitsfaktor: Super-Food, heißt das Trendwort. So liefern Insekten im Vergleich zu Fleisch überdurchschnittlich viel Protein. Sie sind wenig fettig und vitaminreich. Hinzu kommt: "Die Insekten produzieren kein CO2, brauchen nicht besonders viel Wasser und Nahrung. Ein Rind zum Beispiel braucht mehr Futter und Platz. Bei Insekten braucht man das nicht."
Jean-Yves ist überzeugt: Insekten sind ein echter Zukunftsmarkt. Zur Zeit importiert der Geschäftsmann die kleinen Krabbler aus den Niederlanden. Doch schon im nächsten Jahr möchte er sie auf dem zwei Hektar großen Areal rund um die Mühle selbst züchten. "Wir haben den Business-Plan aufgesetzt, aber wir müssen noch die Produktions-Erlaubnis beantragen. Es ist eine große Investition von rund 100.000 Euro."
Heuschrecken, Grillen und Mehlwürmer sind hierzulande von der Lebensmittelbehörde Afsca zum Verzehr zugelassen. Doch genaue Zuchtrichtlinien fehlen noch, klagt Jean-Yves. Ob sich die exotische Knabberei in seinem Restaurant durchsetzen wird, bleibt abzuwarten. So mancher Gast ist noch skeptisch. "Bevor ich verhungern würde, würde ich sie essen", sagt einer von ihnen.
Trotzdem bleiben die Wirte des Restaurants an der Mühle zwischen Ovifat und Longfaye zuversichtlich: Den Insekten werde es wohl wie den Sushis gehen: Der rohe Fisch war anfangs ebenfalls nicht sehr beliebt. Heute sind sie absolut im Trend. Es werde eine Generation dauern, bis Insekten als normales Lebensmittel angesehen werden.
Übrigens: Wer jetzt Appetit bekommen hat, kann die kleinen Krabbler auch online bestellen unter Eatsmaller.be.
Text und Bilder: Jella Ritzen, Nina Groß und Matthias Groß (Media & Me)