Leuchtend rote Äpfel soweit das Auge reicht. In Reih und Glied angeordnet, sorgen die Obstbäume für ein idyllisches Landschaftsbild. Doch der Schein trügt: Nach dem unerwarteten Wetterumschwung im Frühjahr dieses Jahres sieht es für die Obstbauern der Region schlecht aus. Der heftige Frost im April zerstörte die Blüten zahlreicher Apfel- und Birnenbäume. Als der Hagel dann im Juli den jungen Früchten erneuten Schaden zufügte, war wieder ein Großteil der Ernte verloren.
"Wir haben mindestens 60 Prozent weniger Ernte als normal", erklärt Caimic Nermin. Er ist seit vielen Jahren Vorarbeiter bei dem Obstbauern Duysens in Welkenraedt. In einem normalen Jahr erntet Duysens rund 500 Tonnen Äpfel. In dieser Saison werden es nur maximal 200 sein. Schon das zweite Jahr in Folge ist die Ernte niederschmetternd. "Die letzten Jahre wurde es immer schlimmer. Im Winter muss es viel Schnee und Frost geben, im Frühling dann Sonne und weniger Frost. Das hat sich in den letzten zwei Jahren alles gedreht", so Nermin.
Seit 2009 sorgte das unbeständige Wetter insgesamt für drei schlechte Ernten. Dem Obstbauern droht langsam aber sicher eine wirtschaftliche Schieflage - da bleibt ihm nichts anderes übrig, als die Preise anzuziehen. Und zwar um das Doppelte. Sowohl die Äpfel Elstar und Jonagold als auch die Birnen sind betroffen. Während in der Regel ein Kilo Elstar-Äpfel im Handel rund 50 Cent kostet, verdoppelt sich der Kilopreis in diesem Jahr auf circa einen Euro. "Das Problem ist, dass die Äpfel von allen Seiten beschädigt sind. Wenn sie dann im Kühlschrank oder in der Kiste liegen, werden sie faul und schaden auch den anderen Früchten. Deshalb muss das sofort sortiert werden", erklärt Nermin.
Die angeschlagenen Äpfeln landen direkt in der Obstpresse und werden zu Saft. Nur die wenigsten landen im Laden beim Endverbraucher. Doch die, die es schaffen, schmecken richtig gut: "Nicht zu süß und nicht zu sauer. Ich esse jeden Tag zwei, drei Stück."
Text und Bilder: Merle Becker, Felix Altwies, Hannah Ginsbach (Media & Me)