Es gibt wohl nur wenige Figuren, die so eng mit Ostbelgien verbunden sind wie der Karnevalsprinz. Und in Zukunft soll er Teil der Lütticher Folklore werden. Denn Prinz Karneval gehört nun zur Gilde der Riesen der Provinz Lüttich. Jedes Jahr am 15. August ziehen die vier Meter hohen Puppen, die "Géants", durch den Lütticher Stadtteil Outremeuse: Tchantchès und seine Freundin Nanesse, Kommissar Maigret, Karl der Große, der Hl. Lambertus oder der Komponist André-Modeste Gretry.
Insgesamt zehn Persönlichkeiten sind es, die der Stadt verbunden sind - und ab kommenden Jahr, passenderweise als Nummer elf, eben auch Prinz Karneval. Lontzens Bürgermeister Alfred Lecerf erklärt wie es dazu kam: "Das Ganze ist im Rahmen des Abkommens entstanden, das die DG, die Bürgermeisterkonferenz und die Provinz Lüttich unterschrieben haben. Irgendwann hat man gesagt: Der Folklorebereich ist ein Bereich, wo wir etwas zusammen machen können. Da war es naheliegend, mit einer bleibenden Erinnerung die Zusammenarbeit zu starten und zu sagen: Unser Karneval ist es wert, in unsere Gilde der Riesen der Provinz Lüttich aufgenommen zu werden."
Stichwort Provinz. Neben dem Senat sind es die Provinzen über deren Sinn und Nutzen im föderalen Belgien derzeit am meisten diskutiert wird, gerade in der Deutschsprachigen Gemeinschaft mit immer mehr Zuständigkeiten. Da kann man die Aufnahme einer ostbelgischen Ikone wie den Karnevalsprinzen ins Lütticher Kulturerbe durchaus auch als kleine Charme-Offensive verstehen. "Das ist eigentlich die Grundlage, um zu sagen: Es lohnt sich, dass wir uns als Deutschsprachige identifizieren und uns noch besser vermarkten. Der Begriff 'Ostbelgien' kommt auch auf das Gewand des Prinzen. Es ist die Gelegenheit, unsere Folklore und unseren kulturellen Reichtum nach außen zu tragen. Für die Provinz war es die Gelegenheit, uns da zu vermarkten und vielleicht auch neue Freundschaften und Partnerschaften zu knüpfen", so Lecerf.
Für die Provinz selbst sind die Feste der Wallonie sicherlich eine gute Gelegenheit, ihre Noch-Existenz irgendwie zu rechtfertigen - eine Marketingaktion, ein Label, aber auch für die Veranstalter. Eine direkte finanzielle Unterstützung für die Gemeinden und Veranstalter gibt es nicht, erklärt Joseph Crotteux, Direktor der Fêtes de Wallonie in der Provinz Lüttich, "aber sie profitieren von der Werbung. Es gibt Radio- und Fernsehspots und eine Broschüre mit einer Auflage von 15.000 Exemplaren."
Übrigens: Lediglich vier von neun deutschsprachigen Gemeinden nehmen an den Fêtes de Wallonie im September teil. Neben der karnevalistischen Auftaktveranstaltung in Lontzen machen mit: die Internationale Wanderung des Wanderclubs Bütgenbach, der Lambertusmarkt und das Bierfest in Eupen und die Kirmes in Kelmis.
Die Auftaktveranstaltung der "Fêtes de Wallonie" findet am kommenden Freitag, 25. August, in Lontzen statt. "Im Rahmen des Empfangs wird dann auch der Riese gegen 17:00 Uhr eingeführt. Die zehn anderen Riesen aus der Gilde sind alle anwesend, um den neuen Kollegen in ihre Gilde aufzunehmen. Anschließend findet dann nach dem Empfang ein karnevalistischer Abend statt, wo DJ Benoît von Radio Sunshine anwesend sein wird und auch die lokale Grupe "Los Cannonos" ein halbstündiges Konzert geben wird, um die Leute auf das Event des Tages, die Ankunft und Einführung des Karnevalsprinzen, einzustimmen", erklärt Lecerf zum Programm.
Text und Bilder: Volker Krings