Michael Hennes sitzt beim Frühstück. Er hat schon seine 40 Milchkühe gemolken. Gleich geht es weiter: Silo machen. An Urlaub ist noch nicht zu denken. Aber im Herbst möchte er gerne eine Reise machen. "Ich versuche es so einzurichten, dass ich einmal im Jahr eine Pause habe. Dieses Jahr ist es nicht wirklich Urlaub, ich mache eine Studienreise. Es ist interessant, mal rauszufahren und sich zu informieren."
Seit 25 Jahren ist Michael Hennes Landwirt, anfangs noch mit seinem Vater im gemeinsamen Betrieb. Da konnte man sich gegenseitig helfen, wenn einer von beiden mal ausfiel. Das ist jetzt anders, und Michael Hennes ist froh, dass es den Landwirtschaftlichen Betriebshilfsdienst gibt. "Seit zehn Jahren bin ich jetzt alleine verantwortlich für den Hof und haben dann auch angefangen, den Helferdienst zu fragen. Ich habe eine größere Reise gemacht und wollte die Arbeit nicht meinem Vater alleine überlassen."
Hilfe bei Krankheit oder Unfall geht vor
Nicht nur bei Urlaub, auch bei Krankheit, Unfall und Tod springt der Landwirtschaftliche Betriebshilfsdienst ein. In Weywertz werden die Anfragen aus der Eifel angenommen. "Es gibt keinen Tag, an dem kein Anruf kommt", sagt Thérèse Boemer, die die Betriebshilfe für den Eifel-Ardennen-Raum koordiniert. Sie gehört wie elf weitere Dienste zum "Service de Remplacement Agricole" (SRA), der von der Wallonischen Region, der Provinz Lüttich und einigen Gemeinden unterstützt wird.
Im Eifeler Einzugsgebiet sind 325 Betriebe der Vereinigung angeschlossen - rund 600 Mitglieder. In mehr als der Hälfte ihrer Anfragen geht es um Hilfe bei Krankheit oder Unfall. Ein Drittel betreffen Überlastung oder Urlaub. "Wenn ein Unfall passiert, ist das Priorität. Das muss dann irgendwie klappen." Da kann es auch passieren, dass jemand aus einem anderen Betrieb kurzfristig abgezogen wird.
8.000 Stunden pro Jahr
Sieben Arbeitskräfte stehen zur Verfügung. Früher halfen sich die Landwirte untereinander aus. Das sei heute nicht mehr zu stemmen, erklärt Horst Lentz, Mitglied im Vorstand des Betriebshilfsdienstes. "Früher waren die Betriebe kleiner, da hatten die Bauern die Möglichkeit, sich gegenseitig zu helfen. Das war die gegenseitige Betriebshilfe."
"Doch mit den Strukturen der Betriebe, die immer größer wurden, war es fast unmöglich, zwei Betriebe gleichzeitig zu machen. So wurde die Betriebshilfe ins Leben gerufen - mit Erfolg. Sie sind sehr gut ausgelastet und leisten im Durchschnitt etwa 8.000 Stunden pro Jahr."
Seit einer Fusion im Jahr 2010 ist die Betriebshilfe neu organisiert. Jeder hauptberufliche Landwirt, der einen Mitgliedsbeitrag von 200 Euro pro Jahr zahlt, kann den Dienst in Anspruch nehmen. "Damit ist der Landwirt versichert und zweite Person, die mitarbeitende Ehefrau oder der Sohn. Ein drittes Betriebsmitglied kann für 75 Euro Aufpreis mit versichert werden", erklärt Lentz. Die Tarife sind je nach Einsatz gestaffelt: bei Krankheit oder Unfall sind es 10,50 Euro, bei Urlaub ab 14 Euro pro Stunde.
Kurze Absprache im Vorfeld
Michael Hennes aus Herresbach hat den Dienst schon mehrfach genutzt. "Wenn ich das für den Urlaub frage, dann kommt Helfer tags vorher kurz vorbei und ich kann ihm erklären, was zu machen ist. Wenn es spezielle Fälle gibt - zum Beispiel Kühe, die zu behandeln sind oder die kalben sollen - das muss der Helfer wissen."
Horst Lentz betont, dass es sich nur um eine vorübergehende Aushilfe handelt. Er warnt vor zu hohen Erwartungen. "Man darf nicht vergessen, dass es ein Hilfsdienst ist. Der Helfer kennt den Betrieb nicht so wie der Landwirt. Er wird die Arbeit machen, aber etwas länger brauchen und es wird nicht immer alles hundertprozentig richtig sein. Aber er gibt dem Landwirt die Möglichkeit, sich einige Tage mit der Familie oder für sich selbst zu gönnen."
Und das wissen Landwirte wie Michael Hennes zu schätzen. "Es ist schon ein wichtiger Punkt, dass man die Sicherheit hat: Wenn es sein muss, dann wird die Arbeit gemacht." Der Herresbacher Landwirt freut sich schon auf seine Auszeit: Ende September geht es fünf Tage nach Frankreich. Ein Betriebshelfer ist schon gebucht.
Kontakt
Landwirtschaftlicher Betriebshilfsdienst "SRA Ardenne-Eifel"
Tel. 080/44.59.06 - www.fsraw.be
mb/km - Bilder: Michaela Brück