Eine halbe Stunde länger schlafen, das kann Landwirt Philippe Pieper aus Lontzen jetzt seit anderthalb Jahren. Statt um 5 Uhr, klingelt der Wecker bei ihm erst um halb sechs. Ein Melkroboter macht das möglich. Dabei ging es dem Bauer nicht nur um mehr Schlaf, sondern auch um mehr Lebensqualität, als er sich für den Roboter entschieden hat. Denn, er muss nicht mehr ganz so genau auf die Uhr schauen, da das Melken jetzt ganz von alleine geht.
Es ist der erste Melkroboter der Firma GEA in der Provinz Lüttich. Er besteht aus zwei Boxen, die einen kleinen Teil des Stalls ausfüllen und in denen immer zwei Kühe gleichzeitig gemolken werden können. Seine rund 120 Kühe müssen weder morgens noch abends zum Melken gerufen werden, stattdessen entscheiden sie selber und gehen ganz von alleine zur Melkmaschine.
Naja, ganz von alleine? Nicht ganz... Angelockt werden die Kühe schon, natürlich mit Futter und jede Kuh entwickelt dann ihren eigenen Melkrhythmus.
Dann kann es auch schonmal sein, dass eine Kuh vier- oder fünfmal zum Roboter geht und andere nur zweimal. 15 bis 20 Prozent mehr Milch produziert Philippe Pieper mit dem Roboter, der das Melkgeschirr mit Hilfe einer 3D-Kamera ganz automatisch an die Kuh anlegt, die Zitzen der Kuh säubert und anschließend mit dem Melkvorgang beginnt. Ein Halsband, das jede Kuh trägt, liefert dabei alle wichtigen Daten des Tieres an den Roboter. Dem Roboter vertraut Philippe Pieper voll und ganz, sollte mal etwas schief laufen, liegt das mit Sicherheit nicht an der Maschine.
Noch zwei Pluspunkte für den Roboter: er ist nie krank und kennt keine Feiertage. Auch wenn Philippe Pieper nicht mehr selber melken muss, beschäftigt er sich jetzt intensiver mit seinen Kühen. Und er merkt Veränderungen bei den Tieren. Sie sind zum Beispiel viel ruhiger geworden. Stress haben also weder Kuh, noch Bauer beim täglichen Melken.
Wer jetzt Lust bekommen hat, sich einen solchen Melkroboter mal aus der Nähe anzuschauen, kann am 12. und 13. August zum Tag des offenen Bauernhofes an der Limburger Str. 117 in Lontzen kommen. Auf dem Programm stehen unter anderem ein Melkwettstreit, eine Ausstellung der Landmaschinen, ein Markt mit regionalen Produkten und vieles mehr.
Text und Fotos: Lena Orban